Salzburger Nachrichten am 13. November 2006 - Bereich: Kultur
Ausstellung

Die Galerie Bernd Kugler

in Innsbruck zeigt die erste Einzelausstellung des jungen Provokateurs Ulrich Wulff. Kurz nachdem der bekannt risikofreudige Galerist zwei Bilder Wulffs auf der diesjährigen ArtCologne 2 auf Anhieb an etablierte Sammler vermittelt hat. Wulff und seine grellbunten Körperkürzel-Köpfe schlagen international zu! Und die Geschichte des Tiroler Galeristen, der sich traut, unbekannte Talente in seinen Protagonistenkreis aufzunehmen, geht weiter.

Die großformatigen

Werke bei Kugler springen den Besucher förmlich an: Gigantische, kontrastreiche Farbfeldmalereien türmen sich auf zur flächigen Raumbühne. In pastoser Opulenz versammeln sich darauf aberwitzige, comicartige Kopfwesen: knollennasig, schrumpfmundig und hohlköpfig. Sie sind mit grotesken Stielaugen wie mit "Körperfühlern" ausgestattet, können ihre Umwelt jedoch keineswegs wahrnehmen.

Eingeschlossen

in das existenzielle Vakuum ihrer Weltraumbühne scheinen Ulrich Wulffs Individuen - sind es Symbole geistloser Singles? - untereinander nicht in Verbindung zu sein. Da amtiert die sexy Sekretärin am gewaltigen Schaltpult des Konzerns, während der abgewrackte Chefwinzling verkümmert. Harmlos-heitere Porträts begraben ihre Identität im aufgeblähten Pizzateig. Eintänzer werden zu Einsam-Tänzern, Sehnsüchte erstarren im sozialen Wohnbau.

Der junge Künstler

übt gnadenlos witzige Kritik an unserer - laut Wulff - trotz Stielaugen längst erblindeten Techno-Gesellschaft auf einer sinnentleerten Weltbühne. Spaß zum Fürchten.HELGA REICHART