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07.11.2005 - Kultur&Medien / Ausstellung
Lukas Feichtner: reale Welt - Galerie Frey: Geisterwelt

kunstraum

Die Rückkehr zur gegenständlichen Malerei reißt nicht ab. Die geheimnisvollen Landschaftsszenerien des in Köln lebenden Franz Baumgartner etwa entstehen im Rückgriff auf Fotografien. Es sind Bilder, die, gerade weil ihnen jegliche Spuren menschlicher Existenz fehlen, auf ein kollektives Gedächtnis verweisen und daher ein hohes Identifikationspotenzial freilegen (5500-9000 €). Ebenso menschenleer: Die vermeintlichen Kleinbürgeridyllen des Vorarlbergers Ingmar Alge. Seine Häuser sind verschlossen, oft gibt es keine Türen, nur ein Fenster, eine abweisende Wand (4500-9200 €). Mit seinen schwarzweißen Malereien und Kohlestift-Arbeiten holt Petar Mirkovic die Ästhetik des Breitbildmonitors in die Malerei. Seine Großstadtszenerien erinnern dabei an so manchen Gangsterfilm (1600-3000 €). Die ehemalige Schmalix-Schülerin Bianca Regl schließt in ihre Malerei Mode- und Lifestylefotografie mit ein. Ihre Porträts klammern dabei den Ort des Geschehens aus, vielmehr wirkt es so, als ginge es hier ums Konservieren augenblicklicher Gesten (1800-2600 €). Dem Titel dieser Schau "malerei-real-malerei" ist dabei ein tragisches Bewusstsein eingeschrieben: Die Kluft zwischen Abbildung und Realität. (Bis 12. 11., Seilerstätte 19, Wien 1)

Galerie Frey: Geisterwelt

Regelrechte Farbfeuerwerke sind die kreisförmigen Tafelbilder des Kärntners Helmut Fian (*1956). In bis zu 40 Sessions schafft er psychedelische Bildkompositionen, die entfernt an Jackson Pollocks Drippings erinnern (1200-5800 €). Auch bei Fian zeigt sich der Rhythmus des Malvorgangs. Doch dem abstrakten gestischen Expressionismus setzt er gezielt gesetzte Pinseltupfen entgegen. Einzelne Arbeiten erhalten dadurch eine enorme abstrakt-ornamentale Verdichtung, formen seine "Scheiben" zu leicht gewölbten, skulptural anmutenden Gebilden. Fian interessiert sich, laut Katalog, für den Animismus indigener Religionen, der an die Beseeltheit aller Dinge glaubt. Dann haben wir es also hier mit schamanischen Tafelbildern zu tun? (bis 19. 11., Gluckg. 3, Wien 1) Manisha Jothady

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