Am Beginn war es ein kleiner, cooler Raum auf dem Platz am Hof im
ersten Wiener Bezirk. Eine ehemalige Bankfiliale - dort befand sich die
erste Galerie Grita Insam. 1977 folgte die Expansion. Auf ihren 800
Quadratmetern fühlte sich die Galeristin damals wie in einer kleinen
Kunsthalle: "Es war dann wirklich so ein aktiver Raum mit Öffentlichkeit,
Performances, Konzerten, und zeitgenössischer Musik", erinnert sich
Insam.
Seit 30 Jahren ist sie ein qualitativer Fixpunkt in der Wiener
Galerienlandschaft. Gefeiert wird das Jubiläum mit einer Ausstellung, in
der Galerie in der Köllnerhofgasse, die Mittwoch Abend eröffnet wird. "En
avant", vorwärts, zeigt 16 junge, internationale, zum Teil noch wenig
bekannte Künstler.
Kleine Galerien-Szene in den 70er Jahren
Die Wiener Galerienlandschaft war in den 70er Jahren - höflich
ausgedrückt - sehr leicht überschaubar. Es gab kaum zehn international
agierende Galeristen.
Mit ihrer inhaltlichen Linie hatte Grita Insam damals in Wien eine
echte Pionierrolle. "Ich habe mich zunächst darauf konzentriert, in Wien
konstruktive Kunst zu zeigen, exakte Tendenzen und habe mich dem
Minimalismus zugewendet. Das waren meine Vorlieben im Kontrast zu dem
sonstigen Programm in Wien: Aktionismus, Wirklichkeiten, Expressives",
erinnert sich die Galeristin.
Ihren Vorlieben treu geblieben
![Ernst Logar](00060552-Dateien/5-logar.gif) |
Ernst Logar |
Die
Ausstellung "En avant" beweist, wie sehr Grita Insam ihren Vorlieben treu
geblieben ist. Ernst Logars großformatige Fotoarbeiten von Archivräumen
verweisen auf Candida Höfer, die ebenfalls hier ausgestellt hat.
![Tilman Eberwein](00060552-Dateien/5-eberwein.gif) |
Tilman
Eberwein |
Der deutsche Tilmann
Eberwein hat durch ein Schiebefenster zwischen zwei Räumen eine Wippe aus
einem massiven grauen Metallrohr gebaut, auf der die Besucher schaukeln
können. Das Objekt erinnert an die architektonischen Rauminstallationen
von Vito Acconci, mit dem Grita Insam bereits mehrfach zusammengearbeitet
hat.
Auf dem Boden sind mit Klebeband kleine rote Kreise markiert. Darin
befinden sich Schilder mit den Namen jener Polizisten, die vor einigen
Jahren in New York einen Afroamerikaner erschossen haben. "Ich erinnere
mich bei dieser Arbeit ganz deutlich an die Foto-Arbeit von Peter Weibel,
die damals sehr prominent war. Er stellte sich in der Grünangergasse unter
das Schild der Polizeistation, hielt ein Schild mit Schrift hoch, auf dem
stand zu lesen: lügt. Und das Foto ergab: 'Polizei lügt'", erklärt Grita
Insam.
Mehr als nur Galeristin
Grita Insam hat seit den 80er Jahren auch außerhalb ihrer Galerie
einiges bewegt: So stammt das Konzept zu einem der ersten Wiener Festivals
zeitgenössischen Tanzes - "Tanz 82" - zum Teil von ihr. Es gab
Themenausstellungen für die Wiener Festwochen und für den steirischen
herbst. Ein Jahr lang hatte sie auch eine Galerie in Chicago. Mit dortigen
Kunstsammlern kooperiert sie bis heute. Nur von den österreichischen
Käufern allein - ohne ausländische Kunden - könnte sie nicht überleben.
Trotzdem hört man von Grita Insam kein Wort der Klage über Wien als
Kunststadt - ganz im Gegenteil:
![Grita Insam, Messestand, Chicago Art 2001](00060552-Dateien/5-insam.gif) |
Grita Insam, Messestand, Chicago Art
2001 |
"Der Aufschwung in den letzten paar Jahren ist für mich eine ungeheure
Freude. Ich empfinde sie, wie vielleicht manche meinen sollten, nicht als
Konkurrenz sondern als Erweiterung. Und wie Wien sich derzeit als
Kunstszene der internationalen Welt präsentiert, ist unvergleichbar. Das
führe ich aber auf die Kulturpolitik eines Rudolf Scholten zurück. Der
hatte sich bereit erklärt, Galerien in ganz minimalen Beträgen - man soll
ja nicht glauben, dass unsere Galerienförderung hoch war - zu stützen.
Aber dieses Netz: Wenn es ganz schief geht, gibt es vielleicht etwas - hat
viele motiviert, eine neue Galerie zu eröffnen", meint Insam.
CD-Rom zum 30 Jahr-Jubiläum
Im Herbst wird Grita Insam eine CD-Rom zum 30-Jahr-Jubiläum auflegen.
Dann wird es möglich sein, u.a. die vielen Denkwürdigkeiten und Anekdoten
abrufen zu können, die sie im Lauf der Jahre mit Künstlern erlebt hat. So
zum Beispiel einen Abend mit dem Schweizer Sammlerpaar Lambelqay. Unter
den Gästen befanden sich damals: Hermann Nitsch und dessen Galerist in
Neapel, Pepe Morra sowie Franz Graf und Franz West: