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Hommage an einen Proteus

Das Kunsthaus Meran holt einen Protagonisten der österreichischen Gegenwartskunst mit einer Retrospektive heim: Oswald Oberhuber.

MERAN. Der 1931 in Meran geborene Oberhuber gibt ein für einen Tiroler eher untypisches Beispiel von Experimentierfreude ab. 50 Jahre eines Werks zu überblicken, das an Produktivität und Vielfalt seinesgleichen sucht, ist daher kein kleines Unterfangen.

Oberhubers bereits 1954 geprägtes Prinzip der "permanenten Veränderung" wirkt sich entsprechend auf das Oeuvre aus - und gerade im Überblick wird deutlich, dass er den Jahrhundert-Strömungen permanent voraus war. Ende der Vierzigerjahre ist die informelle Skulptur der Einstieg, eine raumgreifende, mehr Leere als Volumen zelebrierende Form, die von "Gerümpelplastiken" abgelöst wird. Darauf folgen eine realistische Phase der Figuration (als diese out war), gezeichnete Selbst- und Kinderbildnisse, in die Elemente der Pop-art einfließen, wildfarbene Beispiele der "Zahn-Bilder", Schriftzeichen und Zahlen als Bildkörper, Materialcollagen, utopische Architekturentwürfe, Plakate, Fotoarbeiten, Möbel; ein riesiges Schriftbild auf Leinwand, ein Wandteppich und eine Reihe Statements - Abstraktes und Konzeptuelles in lockerer Folge.

Nur die Zeichnung bleibt als "disziplinierende Konstante", wie Oberhuber sagt, vom Anfang bis zum Ende präsent, mit Anleihen an Klassisches ebenso wie Comichaftes. Als "erster Postmoderner" sieht er sich - der sich überall bedient und grundsätzlich mit jeder Ausdrucksweise auseinandersetzt - so lange, bis diese ihn wieder langweilt.

Die Meraner Retrospektive zeigt mit immerhin 170 Arbeiten dieses facettenreichen Proteus eine im Verhältnis zum Werk kleine, aber angemessene Hommage.


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Kunsthaus Meran, Lauben 163; bis 31. August, Dienstag 16 bis 22 Uhr, Mittwoch bis Samstag 10 bis 13, 16 bis 20 Uhr, Sonntag 14 bis 20 Uhr
2003-08-08 15:16:43