31.03.2003 12:33
Bewegung im Tafelbild
Marc Adrian:
Mitarbeit des Betrachters statt Kontemplation - Galerie Hofstätter
Noch bevor "Op-Art" zum Begriff und Victor
Vasarély deren populäres Aushängeschild wurde, hat Marc Adrian sein Bild
a1 zusammengestellt. Und dabei mit der Konvention gebrochen, dass vorrangig
Kontemplation vonnöten wäre, stille Versenkung in der Hoffnung, das Bild würde
sich öffnen, sein Wesen preisgeben. Adrians k1 verlangte schon 1955 Teilhabe,
forderte vom Betrachter Bewegung ein - und die Bereitschaft mitzuarbeiten. Er
ersetzte den abschließenden Firniss des klassischen Tafelbildes durch
Industrieglas, lies seine "Bilder" - geometrische Kompositionen, Text- oder
Fotomontagen - durch Hunderte Linsen brechen. Je nach Betrachtungswinkel und
Lichteinfall ergeben sich unzählige Varianten der Ausgangssituation. Der
Betrachter ist gezwungen, in Bewegung zu bleiben, das Tafelbild als "Film"
anzunehmen. Die Galerie Hofstätter zeigt eine beachtliche Auswahl von Adrians
Hinterglas-und Spiegelmontagen, Mobile-Entwürfen und frühen experimentellen
Textarbeiten am Computer. (mm/DER STANDARD, Printausgabe, 31.3.2003)