|
Peter Pakesch, Direktor der
Kunsthalle Basel, hat diese Ausstellung mit rund fünfzig internationalen
künstlerischen Positionen zusammengestellt. ‹Abbild. Recent Portraiture
and Depiction›, so der Titel der Schau, geht von der Annahme aus, dass die
Gattung Porträt in den letzten Jahren für viele Künstlerinnen und Künstler
wieder zu einer relevanten Kategorie geworden ist. Nachdem sich die
Moderne des Körpers entledigt hat, so Peter Pakesch im
Ausstellungskatalog, sei der Mensch nun in Form einer ‹widersprüchlichen
Einheit wiedergekehrt›.
Die Ausstellung macht deutlich, dass es
tatsächlich eine Vielzahl von KünstlerInnen gibt, die ‹den Menschen
abbilden›, aber sie zeigt auch, dass es sich dabei hauptsächlich um ein
formales Problem handelt, das mit dem Gegenstand ‹Mensch› nicht unbedingt
kurzzuschliessen ist: es ist vielmehr die Wiederkehr eines neuen Realismus
und einer neuen Figuration in der Kunst. Das sind Kategorien, die sich so
kaum in den Problematiken von Neuen Medien, Installationen oder
Computerkunst finden, wohl aber in den traditionellen Gattungen Malerei
und Skulptur, sowie in der Fotografie. So wurde diese Ausstellung denn
auch hauptsächlich mit Arbeiten bestückt, die das wechselvolle
Abhängigkeitsverhältnis von Malerei und Fotografie illustrieren. Die junge
deutsche Künstlerin Antje Majewski beispielsweise transferiert Fotografien
mit Szenen aus russischen Gefängnissen in einen hyperrealen Malstil mit
dokumentarischem Anspruch. Hiroshi Sugimotos Fotografien nach Wachsfiguren
von Medien-Berühmtheiten aus allen Epochen wie Lady Di, dem Papst oder
Oscar Wilde sind über den Umweg von illusionistischen
Verfremdungsstrategien entstanden. Die malerische Umsetzung von
Fotografien von Marktszenen, wie sie sie auf ihren Reisen festgehalten
hat, resultieren bei der Österreicherin Johanna Kandl wiederum aus einem
Bewusstsein für Handwerklichkeit im Gegensatz zum industriellen
Produktionsprozess und verweisen dadurch auch auf politische und
ökonomische Realitäten. Auch Thomas Struth mit seinen reprä-sentativen
fotografischen Familienbildnissen sowie viele andere KünstlerInnen der
Ausstellung, wie Claudia und Julia Müller, Muntean/Rosenblum oder Wofgang
Tillmans – der mit einer Serie von Zeitungs-Ausschnitten von
Soldatenbildern eine ganze Wand bespielt – beschäftigen sich in ihrer
Kunst eher mit medialen Strategien von Massenmedien, als mit dem
Menschen an sich.
Problematisch an der Ausstellung insgesamt
erscheint, dass in der Vermengung von ganz unterschiedlichen historischen
Prämissen Einheit suggeriert wird, wo eigentlich Differenz gemeint war.
Die Positionen von Cindy Sherman oder Matthias Herrmann werfen Fragen nach
Identität und Dekonstruktion auf, sie verstehen das Abbild als
performative Kategorie, und thematisieren den Zwischenbereich von privat
und öffentlich, leiten sich also genealogisch von einem völlig anderen
Interesse ab als vom Postulat des unversehrten Menschen. Peter Pakesch ist
es unzweifelhaft gelungen, einige herausragende Werke zu präsentieren
(darunter Richard Hamilton, Jeff Wall, Sharon Lockhart, Douglas Huebler).
Gleichzeitig aber wird dabei ein Subjektbegriff installiert, dessen
Provenienz in keiner Weise geklärt ist.
Bis 16.12.2001
|