Gewänder, so weiß wie das Licht
Martin Behr KLAGENFUrt, GRAZ (SN). Weiße, gebrauchte Kleidungsstücke, die im Kirchenraum zu schweben scheinen: Mit seiner Installation „Gewand“ thematisiert der Künstler Johanes Zechner im Klagenfurter Dom die kommunikative Rolle der sogenannten zweiten Haut des Menschen. Weißes Gewand steht am Anfang des Christseins, das Taufkleid symbolisiert Reinheit und Unschuld. „Ich bilde Rituale ab, indem ich die Kleider der Taufe oder der Erstkommunion in einem Raumbild verwende“, erläutert der 58-jährige in Klagenfurt gebürtige Künstler.
Das Gewand ist mehr als Schutz und Verhüllung, es ist – wie Dompfarrer Peter Allmaier betont – auch kultureller Ausdruck der Leiblichkeit. Für das heute, am Aschermittwoch, beginnende Projekt „Kunst im Dom 2011“ lautete die Zielvorgabe, dynamische und statische Elemente im Kirchenraum sichtbar übereinander zu lagern. Dutzende weiße Gewänder stehen über konstruktive Teile miteinander in Verbindung, die Gesamtinstallation erinnert an ein Perpetuum mobile. Johanes Zechner sagt dazu: „Ich erzeuge eine Emotion, indem ich die zivilisatorische Haut in einen Sakralraum hänge.“ Die durch Luftzug sanft bewegten Textilien vitalisieren die Architektur, die körperlosen Hüllen geben dem Dom ein stimmungsvolles Innenleben: viel Dynamik, gepaart mit Leichtigkeit.
Der Kärntner Diözesanbischof Alois Schwarz verweist auf die Symbolkraft des Taufgewands als Zeichen der Würde: „Die eigentliche Würde des Menschen kommt nicht von teuren Stoffen und den modernen Markennamen, sondern vom verklärten und auferstandenen Christus, dessen Gewand weiß wie das Licht ist.“
Weiße Gewänder stehen auch im Zentrum des von Zechner geschaffenen netzartigen Fastentuchs. Fast schon zu viel sind da die vom Künstler mit Texten der dänischen Autorin Inger Christensen gestalteten Bleiplatten, die auf den Buchablagen der Sitzbänke ruhen. „Der Glaube besteht in der dunkelsten Höhle“, steht da etwa zu lesen.
Erstmals gibt es heuer im Rahmen von „Kunst im Dom“ an den Fastensonntagen Abendgottesdienste, bei denen Kärntner Autoren literarisch auf das weiße Gewand der Installation eingehen werden. Fabjan Hafner, Engelbert Obernosterer, Egyd Gstättner, Lisa Rakowitz und Johanna König sind die Akteure der „Dialogpredigten“.