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"Flamboya": Afrikanische Schattenspiele

02. Februar 2011, 19:11
  • Artikelbild: Zwischen Inszenierung und Dokumentation: "Now & Then", 2007, aus der
 
Serie "Flamboya" von Viviane Sassen, 2007.  - Foto: Galerie Fotohof

    Zwischen Inszenierung und Dokumentation: "Now & Then", 2007, aus der Serie "Flamboya" von Viviane Sassen, 2007.


Der Salzburger Fotohof zeigt mit einer Werkschau von Viviane Sassen Afrika-Fotografien, die abseits vom westeuropäischen Klischeedenken sind

Salzburg - Ein sommergrüner Laubbaum, dessen üppige rote Blüten sofort ins Auge stechen: Der Flammenbaum ("Flamboya") wächst bis zu 17 Meter hoch im tropischen Afrika.

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Als Symbol für Erneuerung und afrikanische Farbenpracht wirft dieser Baum aus der Familie der Johannisbrotgewächse aber zugleich auch Schatten. Schatten auf einen scheinbar verlorenen Kontinent, dessen Menschen auf eine bessere Zukunft hoffen.

Flamboya nennt die niederländische Fotografin Viviane Sassen ihre über einen Zeitraum von acht Jahren entstandene Werkschau, die zurzeit in der Galerie Fotohof zu sehen ist. Ergänzend wurde auch ein Bildband aufgelegt.

Im Fokus stehen Menschen, deren Gesichter nicht zu erkennen sind, weil sie vom Schatten verdeckt werden. Da blickt ein Junge seitlich in die Kamera, im weichen Licht ist er nur schemenhaft auszumachen. In der Hand hält er eine Blume mit großen roten Blüten. Surreal mutet manche Szenerie durch den Einsatz dieser symbolhaften Farbigkeit an. Die Menschen auf Sassens Fotografien scheinen ihre Geschichte zu verbergen oder nehmen manchmal irritierende Posen ein.

Viviane Sassen ist nahe dran am Geschehen, Voyeurismus ist ihr ebenso fremd wie die verzerrende Darstellung durch ein extremes Weitwinkelobjektiv. Mit viel Empathie und Offenheit zeigt sie die vielen Gesichter Afrikas. Ihre Bilder, aufgenommen in Kenia, Tansania, Sambia, Uganda und Ghana, wirken wie magischer Realismus und changieren zwischen Inszenierung und Schnappschuss abseits digitaler Technik: "Ich fotografiere analog und ohne Nachbearbeitung", sagt Sassen. Licht und Dunkelheit sind ihre "visual tools", die manchmal auch Angst machen: Denn dem Betrachter eröffnen sich keine klaren Antworten. Vielmehr bleiben immer Fragen zurück.

Sassen, 1972 in Amsterdam geboren, verbrachte einen Teil ihrer Kindheit in einem Dorf in Kenia, wo ihr Vater als Arzt arbeitete. Nach dem Studium der Fotografie in Utrecht kehrte sie nach Afrika zurück. Und entdeckte ihre Faszination für diesen Kontinent neu. "Gerüche und Farben, der Rhythmus des Lebens, einfach die Vielfalt, machen meine Leidenschaft aus", sagt Sassen, die mit Flamboya auch eine sehr persönliche Geschichte erzählt: die Geschichte einer echten Verbundenheit mit Afrika, das mehr zu bieten hat als Aids, Hunger und Bürgerkrieg.

Trotz ihrer Leidenschaft für den Schwarzen Kontinent bleibt in Sassens Körperkompositionen aber eine gewisse Distanz. Denn es ist unmöglich, mittels Fotografie einen Menschen ganz zu ergründen, und schon gar keinen Kontinent. Zwischen Archaik und Moderne bleibt der Schatten des Ungewissen. (Christian Weingartner/ DER STANDARD, Printausgabe, 3.2.2011)

Bis 5. 3.

Galerie Fotohof, Erhardplatz 3, 5020 Salzburg

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