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Hausbesuch: Cragg und Schnaps

25.04.2009 | 17:31 |  (Die Presse)

Somloi Zsolt und Katalin Spengler, Anfang 40, gelten in Ungarn als wichtigste Zeitgenossen-Sammler.

Wie haben Sie zu sammeln begonnen?

Wir sehen uns in einer Tradition stehend; vor dem Ersten Weltkrieg war Ungarn der drittgrößte Kunstmarkt Europas. Mein Vater hatte eine große Sammlung klassischer Moderne – und eine Briefmarkensammlung! Das klingt komisch, war hinter dem Eisernen Vorhang aber wichtig: Renoir zum Beispiel habe ich das erste Mal auf einer Marke gesehen. 1992 haben wir ebenfalls angefangen, klassische Moderne zu sammeln. Dann haben wir bemerkt, dass wir um die 200.000, 300.000 Euro, die ein gutes Bild aus der Schule von Nagybanya kostet, schon sehr gut zeitgenössisch kaufen können. Also haben wir 1996 damit begonnen; seit sechs Jahren sammeln wir auch international, anders als die meisten ungarischen Sammler.

Ich sehe hier bei Ihnen eine große Skulptur von Tony Cragg, ein Bild von Marlene Dumas, zwei Bilder von Daniel Buetti – gibt es hier ein verstecktes Konzept, eine Linie?

Ich will Kunst sammeln, die eine Geschichte erzählt. Ich will es hier nicht rational, sondern emotional. Wir haben mit Konzeptkunst aus den 80er-Jahren gestartet, dann haben wir mit unserer Generation weitergemacht. Ein Schwerpunkt liegt auf Konzeptfotografie; da haben wir vieles von jüngeren Künstlern, aber auch historische Arbeiten aus den 70er-Jahren.

Haben Sie auch österreichische Kunst?

Nur ein Foto von Erwin Wurm.

Wie groß ist Ihre Sammlung – und gibt es ein höheres Ziel?

Erstes Ziel unserer Sammlung ist es, intellektuelles Eigentum zu schaffen. Meine Frau schreibt, ist aber keine Schriftstellerin, ich bin auch kein Künstler, sondern arbeite in den Medien, habe eine Mediaagentur – also ist die Sammlung das Kunstwerk, das wir hinterlassen. 500 Werke haben wir bisher schon, vieles ist an Museen verliehen. Über ein Privatmuseum denken wir zwar nach, aber im Moment kostet uns unser neuestes Hobby, eine Destillationsfabrik nahe der rumänischen Grenze, all unsere Energie. Möchten Sie unseren Apfelschnaps probieren?

Danke, lieber nicht. Vielleicht in Wien einmal. Werden Sie zur Viennafair kommen?

Wir waren noch jedes Jahr da, es ist eine nette kleine Messe. Sonst fahren wir eher zu den großen Messen in Basel, London, Paris. Wir haben schon vor der Gründung der Viennafair zu sammeln begonnen. Aber heute ist die Messe sicher für viele ungarische Galerien und Sammler ein Sprungbrett. Unser erster Mentor war übrigens ein Österreicher, Galerist Hans Knoll. sp


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