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vom 30.01.2007 - Seite 021
Privatmann sponsert Museum

In der "Kunsthalle Dunzendorfer" in Hellmonsödt im Mühlviertel soll Oberösterreichs bildende Kunst des 19. und 20. Jahrhunderts eine neue Heimstatt finden.

VON REINHOLD TAUBER

Rilke? Rainer Maria, den Dichter aus Prag? Klar. Den kennt die Literaturwelt, natürlich. Rilke? Horst, den Gewerbetreibenden aus / in Pucking und Marchtrenk? Den kennt die Kunstwelt eher weniger. (Verwandtschaftliche Bezüge zu Rainer Maria dürften weitschichtig gegeben sein.) Aber dieser Name wird künftig zumindest in Oberösterreich oft zu hören und zu lesen sein.

Denn hinter diesem Mann verbirgt sich die 2004 begründete "Rilke-Privatstiftung" mit der Zielrichtung, Oberösterreichs bildende Kunst des 19. und des 20. Jahrhunderts ("Klassische Moderne") in Form eines Kunstmuseums einer breiten Öffentlichkeit zugänglich zu machen.

Der Standort steht schon fest: Das neue Museum ist die von dem bekannten Mühlviertler Maler Albrecht Dunzendorfer 1971 am Westrand der Marktgemeinde Hellmonsödt im Linzer Hochland zu eigenem Ruhm und eigener Ehr` errichtete "Kunsthalle Dunzendorfer" - direkt neben der Straße in den Ort.

1000 Bilder sind vorgesehen

Nachdem Albrecht Dunzendorfer 1980 verstorben war, versuchte sein Sohn Herwig auch mit eigenen Kunstaktivitäten die Sache am Leben zu erhalten, aber die Kunsthalle versank allmählich in Dämmerschlaf.

Nun hat Rilke von Dunzendorfers Sohn, der sich in Deutschland eine neue Existenz aufbaut, die Halle erworben - und auch das nebenstehende Haus, das einem anderen Dunzendorfer-Sohn gehörte - und hat große Kunst-Pläne für die eher großmannsüchtig gebaute Kunsthalle samt Nebenareal. In das Projekt investiert die Stiftung einen siebenstelligen Euro-Betrag. Ein Museum für Oberösterreichs Kunst also. Die muss der Stifter Rilke nicht erst lange zusammensuchen, die ist schon da. Über 630 Bilder verfügt die Stiftung bereits - ein Ausweiten auf 1000 ist vorgesehen. Die Künstlernamen lesen sich wie ein Auszug aus dem "Who is who" der oberösterreichischen jüngeren Kunstgeschichte: Wilhelm Dachauer, Alfred Dunzendorfer, Hans Franta, Karl Hayd, Max Hirschenauer, Demeter Koko, Anton Lutz, Josef Schnetzer, Ludwig Schwarzer "und viele andere". Die riesige Privatsammlung wurde über Jahrzehnte in aller Stille aufgebaut.

Dieser Schatz soll öffentlich gemacht werden, mit kulturpädagogischer Zielsetzung: "Ein Ziel der Stiftung ist eben der Ausbau einer öffentlich zugänglichen Sammlung dieses Bereichs der heimischen bildenden Kunst, und sie will durch freien Eintritt helfen, die Museums-Hemmschwelle zu überwinden. Der Standort Hellmonsödt liegt günstig im Nahbereich von Linz, wo es zwar viele Galerien und Museen gibt, aber die oberösterreichischen Maler der klassischen Moderne sind unserer Meinung nach unterrepräsentiert und sollen dauerhaft ausgestellt werden."

Das soll nicht hermetisch bleiben, sondern es ist geplant, im Zusammenwirken mit Linzer musealen Einrichtungen Ausstellungs-Partnerschaften zu entwickeln. Gesprächskontakte werden bereits geknüpft.

Info: Eröffnet werden soll das neue Kunstmuseums-Projekt mit 500 m2 Ausstellungsfläche im Oktober. Startimpuls ist der 100. Geburtstag von Albrecht Dunzendorfer am 12. September.

Dieses Motiv aus dem Haselgraben malte Albrecht Dunzendorfer im Jahre 1974. Foto: OÖN-Archiv

In der Dunzendorfer-Halle entsteht ein neues Museum. Foto: OÖN/reta


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