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derStandard.at | Kultur | Bildende Kunst 
26. September 2005
19:40 MESZ
Von Bettina Fernsebner-Kokert 
Foto: REUTERS/Matt Dunham
Die Werke von Hermann Nitsch werden im Zentrum des neuen Museums in Mistelbach stehen. In den Hallen einer ehemaligen Pflugfabrik sol das "museum.zentrum.mistelbach" entstehen.

Ein Museum für Nitsch im Weinviertel
In Mistelbach entsteht ein Kunsthaus, in dessen Zentrum die Werke des Aktionisten stehen

Mistelbach - Die Akzeptanz des geplanten Hermann-Nitsch-Museums in Mistelbach sei "bisher ausgezeichnet", sagt Bürgermeister Christian Resch (VP). Sicher gebe es immer wieder Menschen, die den Künstler reflexartig ablehnten, aber genauso hätten sich 500 Leute mit ihrer Unterschrift für die Errichtung des Museums ausgesprochen. Resch: "In Neapel, wo ebenfalls ein Nitsch-Museum geplant ist, liegt ihm die ganze Stadt zu Füßen."

Auf dem 4500 Quadratmeter großen Areal einer aufgelassenen Pflugfabrik soll das "museum.zentrum.mistelbach", so der Arbeitstitel, entstehen. Die Stadtgemeinde bringt das Gelände ein, das Land errichtet das Museumsgebäude um 2,9 Millionen Euro, dessen Eröffnung ist für das Frühjahr 2007 geplant.

"Hermann Nitsch hat mich einmal gefragt, ob ich nicht eine Halle wüsste, in der er einige großformatige Werke ausstellen könnte", erzählt Resch. Als der Künstler die Produktionshallen der Fabrik, von denen die größte 1000 Quadratmeter umfasst, gesehen hatte, war er sehr angetan. Baulich ergänzt werden soll das Areal durch eine Foyerzone, eine Terrasse, eine Piazza im Innenhof und einen roten, 25 Meter hoher Campanile als begehbare "Landmark".

Projektkoordinator Wolfgang Denk würdigte Nitsch als letzten großen Gesamtkünstler. Der Aktionismus sei die einzige österreichische Kunstrichtung nach 1945, die in der internationalen Kunstszene reüssiert habe, so Denk.

"Hermann Nitsch und seine Erben werden uns 40 Jahre lang die Werke gratis zur Verfügung stellen", erzählt Resch. Und nicht nur das. Im Vertrag sei auch festgehalten, dass in Österreich kein weiteres Nitsch-Museum errichtet werden dürfe. Weiters wird - als Pendant zu den Musikschulen - bereits ab Herbst 2005 eine Malakademie Kurse für interessierte Jugendliche zwischen 14 und 18 Jahren anbieten. Geplant ist auch die Durchführung einer Sommerakademie mit Hermann Nitsch.

Dabei hat der Bürgermeister schon so seine Erfahrungen, was den Umgang mit den Werken von Nitsch angeht. Als im Vorjahr im Eingangsbereich des Weinviertel-Klinikums ein Schüttbild mit zwei Kreuzen und blutdurchtränkten Hemden angebracht wurde, gingen die Emotionen hoch. Bezirkszeitungen liefen gegen "das Blutbild" Sturm. Die Aufregung hat sich mittlerweile gelegt. Vielleicht habe die Klinikleitung den Menschen das Bild damals doch ein wenig "unvorbereitet vor die Nase gesetzt", sagt Resch. (DER STANDARD, Printausgabe, 27.09.2005)


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