VON ARIANE
GRABHER
Bregenz (VN) Dass eine Malerin nicht von der Farbe lassen kann,
ist an sich nichts Ungewöhnliches. Etwas komplexer gestaltet sich
diese ursächliche Beziehung aber bei Veronika Dirnhofer, die mit
neuen, starken Arbeiten im Art House in Bregenz zu sehen ist.
Neben den streng-schönen Zügen der immer wieder unverkennbar
aufscheinenden Frida Kahlo (mit deren faszinierender Biographie sich
die seelenverwandte Dirnhofer schon lange, bevor die mexikanische
Malerin so populär wurde, beschäftigt hat), stellt die
österreichische Künstlerin Maria Lassnig einen weiteren Bezugspunkt
dar. In der Auseinandersetzung mit dem eigenen Körper im Sinne einer
Positionierung des Selbst gerät Lassnig zu einer künstlerischen
Mutter- bzw. Integrationsfigur für Veronika Dirnhofer. Dass diese
ihre Frauenfiguren und die Geschichten um sie herum so vielschichtig
halten kann, ohne dabei unweigerlich auf der feministischen Schiene
zu landen, spricht für den Humor der Malerin.
Und die Selbstverständlichkeit, mit der sie sich einzubringen
weiß. So werden Bilder und Geschichten nach der Methode des
"Samplens" zu neuen Konstellationen gefügt, deren fragmentierte
Ausschnitthaftigkeit an Filmstills erinnert.
Emotion
In den knapp überlebensgroßen Hochformaten, die den
Bewegungsradius der Malerin spiegeln, bringt sich Dirnhofer auch
körperlich mit ein. "Ich versuche eigentlich, meine eigenen
Befindlichkeiten auszuschließen, was ich nicht ausschließe, ist
Emotion", äußerte sich Dirnhofer einmal in einem Interview. Emotion,
die für die Malerin im Moment untrennbar mit dem Medium Farbe
verbunden ist. Und mit einem Herzen, das - Figuration hin oder her -
tief in ihr drinnen immer noch für die Abstraktion schlägt. Deswegen
kann Veronika Dirnhofer nicht von der Farbe lassen, und sei es auch
nur in jenem kleinen Moment der "Unbeherrschtheit", wenn die
Harmonie des Bildes gebrochen werden muss und die Malerin einen
letzten, lustvollen Pinselstrich an den Rand der Leinwand setzt.
Künstlerisch und malerisch begonnen hat die 1967 geborene, in
Vorarlberg aufgewachsene Veronika Dirnhofer, die im vergangenen
Dezember mit dem Landeskulturpreis (Fördergabe) ausgezeichnet wurde,
eigentlich in der Abstraktion.
Der Weg zur Figur
Im gleichen Maß, wie die früher Schicht um Schicht aufgetragene
Farbe des Hintergrundes an den Rand gerückt ist, hat sich die bei
Wien lebende Malerin in den letzten Jahren den Weg zur Figur
erkämpft.
In ihren jüngsten, großzügig gestalteten und von Neonfarben
akzentuierten Arbeiten sind es zumeist starke Frauenfiguren, die das
Bildgeschehen auch auf narrativer Ebene illustrieren.