Erfahrener Experte

Edelbert Köb, Vorarlberger Kunstprofessor und Kunstmanager, leitet seit 1. Jänner das mumok in Wien.


"Ich freue ich sehr über diese Entscheidung", sagte ein sichtlich gelöster Edelbert Köb Ende Mai des vergangenen Jahres. Der ehemalige Leiter des Kunsthauses Bregenz, langjähriger Secessions-Präsident und seit 25 Jahren Professor an der Kunstakademie in Wien, wurde damals von Bildungsministerin Elisabeth Gehrer als neuer Geschäftsführer des Museums moderner Kunst Stiftung Ludwig Wien (mumok) vorgestellt worden.

Edelbert Köb / ©Bild: APA
Edelbert Köb / ©Bild: APA

Der 59-Jährige hat nun seit 1. Jänner die Nachfolge des scheidenden Direktors Lorand Hegyi angetreten und wird das neue Haus im Museumsquartier, das im vergangenen September mit einer "Best of"-Schau eröffnet wurde, als wissenschaftliche Anstalt vollrechtsfähig leiten. Hegyi hatte im letzten Frühjahr aus Protest gegen diese Ausgliederung seinen Rücktritt erklärt.

Managementqualitäten

Ausschlaggebend für die Entscheidung der international besetzten Begutachtungskommission, die nach den Hearings mit vier geladenen Bewerbern einstimmig für Köb votiert hatte, war - so Ministerin Gehrer -, dass mit Edelbert Köb "künstlerische Kompetenz mit Managementqualitäten und kreativem Geschäftssinn verbunden sind". Es sei ihr ein besonderes Anliegen, gerade im Personalbereich rechtzeitig Weichen zu stellen. Der neue Geschäftsführer werde in Absprache mit Direktor Lorand Hegyi, der seinen bis 31. Dezember 2001 laufenden Vertrag nicht mehr verlängern wollte, bereits vor 2002 mitarbeiten, damit ein "nahtloser Übergang erfolgen" könne, so Gehrer im Mai 2001.

"Wenn man sich auf dieses Prozedere von Bewerbung und Hearing einlässt, ist es natürlich besonders erfreulich, wenn die Entscheidung dann zu den eigenen Gunsten ausfällt", freute sich Edelbert Köb über seine Bestellung. Im übrigen glaube er, dass er wie nur wenige Mitbewerber die geforderten Voraussetzungen, die u.a. die Erfahrung in der Leitung einer vergleichbaren Institution eingeschlossen hatten, mitgebracht habe. Unter den Mitbietern hatten sich die Kuratorin Barbara Steffen, ehemalige Assistentin von Guggenheim-Chef Thomas Krens, Hubert Salden, Direktor der Kunsthalle von Hall in Tirol, sowie Radiomacher Wolfgang Kos, Gründer des auditiven Pop-Museums, befunden.

Publikum zurückerobern

Der designierte Nachfolger Köb erklärte bei seiner Präsentation, er sehe seine Aufgabe darin, einen neuen Schwerpunkt auf aktuelle Kunst zu legen. Ein weiterer Schwerpunkt: die Rückeroberung der dem Museum zustehenden Themenführerschaft, habe doch das mumok "in den letzten Jahrzehnten ein bisserl die Gunst des Publikums verloren". Da werde es gelten, im neuen Haus und in einer mit der Eröffnung des Museumsquartiers neuen Konkurrenzsituation mit einem strategischen Programm verschiedene Felder zu besetzen.

Auf publikumswirksame Namen im klassischen Bereich werde man da nicht verzichten können. So erinnerte Köb daran, dass Wien etwa noch nie eine Gerhard-Richter-Ausstellung hatte. Ebenso sei der Einstieg in die Kunsttheorie und in den aktuellen Kunstdiskurs geplant. Zwar habe Wien in diesem Fall endlich aufgeholt - Köb verwies hier auf sehr aktive Hochschulen - aber man könnte "vielleicht Synergien schaffen". Etwa bei der Diskussion von Kunstfilm und Filmkunst (wie im Vorjahr von der "Viennale" thematisiert). Er könne sich vorstellen, dass das Museum der Ort wäre, wo ein solches Thema abgehandelt wird, so Köb damals. Auch der Diskurs um die Dokumentation in der zeitgenössischen Kunst wäre ein Thema, das das Museum führend behandeln könnte.

Keine Liebhabereien

Köb betonte, dass man das Museum "nicht als Spielwiese für Liebhabereien" missverstehen dürfe, sondern seriöse Museumsarbeit natürlich auch auf der vorhandenen Sammlung aufbauen müsse. Es sei n "ein geschickter Mittelweg" zwischen Sammlung und Ausstellungstätigkeit zu finden. "Die Sammlungsgeschichte ist zu respektieren", betont Köb. Beim weiteren Ausbau der Sammlung sollten daher die vorhandenen Schwerpunkte betont und neue Schwerpunkte geschaffen werden.

Eine Sammlungstätigkeit, die "nicht so sehr in die Breite" gehe, würden auch die heutigen Marktpreise anraten. Wobei Köb darauf verwies, dass im internationalen Vergleich es durchaus renommierte Häuser gibt, die das mumok um sein Ankaufsbudget beneiden. Dank der Zuwendungen der Österreichischen Stiftung Ludwig stünden dafür 1,4 Millionen Euro (20 Millionen Schilling) zur Verfügung. Das Budget für 2002 bezifferte Sektionschef Rudolf Wran mit 7,34 Millionen Euro (101 Millionen Schilling). Der Vertrag von Edelbert Köb wurde auf fünf Jahre abgeschlossen.

Ungeliebtes mumok

"Nicht begeistert" zeigte sich Köb letztlich bei Nachfrage von dem neuen Namen "mumok". Er hoffe, dass es noch nicht zu spät sei, darüber noch einmal ausführlich zu diskutieren.

Köbs Werdegang

Geboren wurde Edelbert Köb 1942 in Bregenz, er studierte von 1961 bis 1965 Malerei und Grafik sowie Kunsterziehung an der Wiener Akademie der bildenden Künste. Seit 1974 ist er Professor für Werkerziehung und Leiter des Instituts für Werkerziehung an der Akademie. Von 1985 bis 1995 und von 1997 bis Anfang 2001 war er auch deren Prorektor. 1982 bis 1991 war Köb Präsident der Wiener Secession, von 1990 bis 2000 leitete er höchst erfolgreich das neu geschaffene "Kunsthaus Bregenz".

Köb hat darüber hinaus zahlreiche Ausstellungen im In- und Ausland kuratiert, zuletzt die Max-Weiler-Retrospektive 1999 im Künstlerhaus und der Akademie Wien, und den österreichischen Beitrag zu der vor wenigen Tagen eröffneten Mailänder Ausstellung "Anteprima Bovisa". An der Wiener Akademie der bildenden Künste war er bei der Rektorswahl vor wenigen Monaten dem deutschen Kunsttheoretiker Boris Groys unterlegen bzw. hatte seine Bewerbung vor dem letzten Wahlgang zurückgezogen. Köb ist außerdem seit Jänner 2001 Mitglied des Bundes-Beirats für bildende Kunst.

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