Porträts und Landschaften mit psychologischem Blick
CLEMENS PANAGLSALZBURG (SN). Als Kulturhauptstädte haben sich Vilnius (2009) und Tallinn (heuer) ihren Platz im Bewusstsein Europas gesichert: Wenn es um junge Kunst geht, gibt es in den baltischen Staaten aber vieles erst noch zu entdecken.
Im Salzburger Hangar-7 sind seit gestern, Freitag, zehn junge Künstler aus Estland, Lettland und Litauen mit ihren Arbeiten vertreten. Kuratorin Lioba Reddeker, die in Salzburg seit 2005 die Reihe „Hangart-7“ aufgebaut und inhaltlich gestaltet hat, konnte die jüngste Ausstellung nicht mehr fertigstellen. Im August ist sie einer langen Krankheit erlegen.
Um das Projekt dennoch zu ermöglichen, wurde Simon Rees als Gastkurator hinzugezogen. Der Neuseeländer ist Experte für baltische Kunst: Sieben Jahre hat er in Vilnius gelebt, in der Kulturhauptstadt Tallinn war er heuer einer der Kuratoren der „Tallinn Triennale“.
Der Blick auf die Malerszene des Baltikums (alle Ausstellungen der „Hangart“-Serie rücken figurative Malerei in den Mittelpunkt), sei eine logische Fortsetzung des diesjährigen Osteuropaschwerpunkts. In den Baltenstaaten habe sich „eine ganz andere Szene entwickelt als in anderen postkommunistischen Ländern, weil sie etwa im Gegensatz zu Ungarn ganz vom Westen abgeschnitten waren“, sagt Rees im SN-Gespräch.
Wie junge Künstler mit der starken sozialrealistischen Maltradition Estlands heute umgehen, ist etwa bei Merike Estna oder Toonis Sadoja zu sehen. In Litauen sei eigentlich der Umgang mit fotografischen Techniken ein zentrales Thema. Wegen des figurativen Schwerpunkts im Hangar wurden die Maler Alina Melnikova und Egle Ulcickaite eingeladen. Ein Thema ziehe sich als roter Faden durch die Schau: „Das sind zum einen Landschaften und zum anderen Porträts“, erklärt Rees. „Es ist auffällig, wie sich die jungen Künstler der Landschaft mit einer Porträtsensibilität annähern. Sie psychologisieren die Landschaft.“ www.hangar-7.com