Bregenz (VN-cd) Auch wenn man explizit ein "Ort der Entdeckung"
(Leiter Gerald Matt) sein will, lässt man es sich nicht nehmen, der
Eröffnung einer Ausstellung einen nostalgischen Touch zu verleihen.
Der Start von "Love" erfolgte mit der Produktion von Tit Prints.
Das hört sich unspektakulär an, lockte am Samstag aber doch
ziemlich viele Besucher ins Bregenzer Magazin 4, schließlich stand
fest, dass das "Material", mit dem hier Farbe auf das Papier
gebracht werden sollte, die Brüste von Annie Sprinkle sind. Laut
Internet-Homepage ist die Amerikanerin Künstlerin, Sexologin und
Pornostar. Insider kennen Annie Sprinkle seit den 70 er Jahren.
Damals hat sie begonnen, per Performances, Fotografie, Film etc. die
Sexualität auf ihre Weise in den Kunstbetrieb einzuschleusen. Vor
allem angesichts der Männerdominanz auf diesem Gebiet ein wertvolles
Unterfangen. Heute noch kann man sich von Annie Sprinkle unterweisen
lassen. (Auch am späteren Sonntagabend hat ein Info-Event im Magazin
4 begonnen.)
Akteurinnen wie Annie Sprinkle mögen dazu beigetragen haben, dass
auch Frauen in der Lage sind, ihr Leben lustvoller zu gestalten.
Weniger körperlich orientierte Lust- und Leidensaspekte werden - wie
berichtet - vor allem in jenem Teil der Ausstellung "Love"
thematisiert, der sich im Künstlerhaus befindet.
Mit Spaß dabei
Mit einem farbintensiven Happening allein ist die Erstellung von
so bezeichneten Tit Prints nicht abzutun. Farbe mit einem Körperteil
auf einem entsprechenden Träger aufzubringen, hat vermutlich schon
unseren Vorfahren Freude bereitet und wer schon einmal Kinder beim
Malen mit den Fingern beobachtet hat, stellte fest, dass das wohl
auch in der Natur des Menschen liegt. Auch die Kunstgeschichte kennt
Beispiele. Lange nach den Höhlenmalereien (die unter anderem auch
mit Körpereinsatz gefertigt wurden) waren es etwa Yves Klein oder
Fluxus-Protagonisten, die das Body Painting praktizierten. Auch wenn
Annie Sprinkle unter anderem Schablonen verwendet, die die Form des
Endprodukts verfremden, ist der Abdruck der weiblichen Brust auf
Papier schon ein ziemlich nostalgischer Akt. Möchte man zumindest
meinen. Allerdings durfte man auch bei der Vernissage erkennen, dass
die weibliche Brust Assoziationen auslöst, die mit Wohlgefühl und
Anerkennung verbunden sind. Nach gut zwei Stunden war Annie
Sprinkle, assistiert vom Künstler Gottfried Bechtold, jedenfalls
immer noch lächelnd mit der Produktion von bestellten Prints
beschäftigt.