Krems an der Donau, Bahnhof, eisiger Wind. Das
Karikaturmuseum? "Da gehen Sie eine halbe Stunde geradeaus, dann kommt
rechts das Gefängnis und gegenüber ist dann das Karikaturmuseum." Immerhin
originell.
Zwischen Zerrspiegeln, Ironimus-Schau und Deix-World
zeigt man im zackig-verspielten Peichl-Bau Fotomontagen des Berliner
Dadaisten John Heartfield (1891-1968). Im Raum für Sonderausstellungen
konzentriert man sich fast ausschließlich auf seine legendären
antifaschistischen Bilderfindungen für die "Arbeiter Illustrierte Zeitung"
(AIZ) von 1929 bis 1939, ausgeliehen von der Stiftung Archiv der Akademie
der Künste Berlin. Vor sechs Jahren waren diese Arbeiten großteils schon
im Salzburger Rupertinum zu sehen.
Als zynischer Interpret und Entlarver der NS-Propaganda
führte der ausgebildete Grafiker und Kommunist der ersten Stunde mit
Papier und Schere seinen "One man's war against Hitler", wie 1937 eine
Ausstellung Heartfields in London hieß.
Mit Schere, Papier und Pressefotos legte sich der als
Helmut Herzfeld geborene Künstler mit den Mächtigen seiner Zeit an, ließ
Hitler als Marionette in den Händen des Industriellen Thyssen zappeln,
ließ Goebbels dem Diktator einen Karl-Marx-Bart umhängen. Spöttische Reime
und Zeitungszitate verstärkten die Aussage der Kompositionen.
1933 musste Heartfield nach Prag fliehen, dann weiter
nach Paris, bis er 1938 in England landete. 1950 zog er voll Hoffnung in
seine Partei aus dem Exil in die DDR, wo er jedoch aufs Abstellgleis
geschoben wurde. Dem einst so scharfen "Monteurdada", wie er sich selbst
nannte, waren die Zähne gezogen. Eine Lebens-Enttäuschung.
Etwas enttäuschend ist auch die Kremser Ausstellung, die
sich selbst zeitlich und medial zu sehr beschränkt hat. Beeindruckend wird
allerdings die Technik des Meisters mit den ernsten Augen und dem
sensiblen Mund präsentiert, indem man den gedruckten AIZ-Seiten die
Original-Montagen gegenüberstellt. Hier sieht man genau, wo Heartfield
manipuliert hat, wie er etwa Hitlers Bärtchen betonte oder ihm die
Schmalzlocke noch tiefer in die Stirn legte.
Bis 11. Mai, tägl. 10-18 Uhr.
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