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08.03.2003 - Ausstellung
Hammer, Sichel, Schere
Das Karikaturmuseum Krems zeigt Fotomontagen von John Heartfield. Eine Schau, die sich zu enge Grenzen gesetzt hat.
VON ALMUTH SPIEGLER


Krems an der Donau, Bahnhof, eisiger Wind. Das Karikaturmuseum? "Da gehen Sie eine halbe Stunde geradeaus, dann kommt rechts das Gefängnis und gegenüber ist dann das Karikaturmuseum." Immerhin originell.

Zwischen Zerrspiegeln, Ironimus-Schau und Deix-World zeigt man im zackig-verspielten Peichl-Bau Fotomontagen des Berliner Dadaisten John Heartfield (1891-1968). Im Raum für Sonderausstellungen konzentriert man sich fast ausschließlich auf seine legendären antifaschistischen Bilderfindungen für die "Arbeiter Illustrierte Zeitung" (AIZ) von 1929 bis 1939, ausgeliehen von der Stiftung Archiv der Akademie der Künste Berlin. Vor sechs Jahren waren diese Arbeiten großteils schon im Salzburger Rupertinum zu sehen.

Als zynischer Interpret und Entlarver der NS-Propaganda führte der ausgebildete Grafiker und Kommunist der ersten Stunde mit Papier und Schere seinen "One man's war against Hitler", wie 1937 eine Ausstellung Heartfields in London hieß.

Mit Schere, Papier und Pressefotos legte sich der als Helmut Herzfeld geborene Künstler mit den Mächtigen seiner Zeit an, ließ Hitler als Marionette in den Händen des Industriellen Thyssen zappeln, ließ Goebbels dem Diktator einen Karl-Marx-Bart umhängen. Spöttische Reime und Zeitungszitate verstärkten die Aussage der Kompositionen.

1933 musste Heartfield nach Prag fliehen, dann weiter nach Paris, bis er 1938 in England landete. 1950 zog er voll Hoffnung in seine Partei aus dem Exil in die DDR, wo er jedoch aufs Abstellgleis geschoben wurde. Dem einst so scharfen "Monteurdada", wie er sich selbst nannte, waren die Zähne gezogen. Eine Lebens-Enttäuschung.

Etwas enttäuschend ist auch die Kremser Ausstellung, die sich selbst zeitlich und medial zu sehr beschränkt hat. Beeindruckend wird allerdings die Technik des Meisters mit den ernsten Augen und dem sensiblen Mund präsentiert, indem man den gedruckten AIZ-Seiten die Original-Montagen gegenüberstellt. Hier sieht man genau, wo Heartfield manipuliert hat, wie er etwa Hitlers Bärtchen betonte oder ihm die Schmalzlocke noch tiefer in die Stirn legte.

Bis 11. Mai, tägl. 10-18 Uhr.



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