17.01.2002 14:09:00 MEZ
Glanzlichter des Möbeldesigns im Hofmobiliendepot
66 Objekte des legendären finnischen Designers Alvar Aalto

Wien - Mit "Alvar Aalto: Möbel" im Kaiserlichen Hofmobiliendepot ist von 18. Jänner zum 21. April aus dem Werk des bahnbrechenden finnischen Architekten und Designers Alvar Aalto (1898-1976) erstmals die umfangreiche Sammlung Heinz Kossdorff in Österreich zu sehen.

Aalto entwarf mit dem "Paimio"-Stuhl eine Ikone der Designgeschichte, seine "Aalto-Beine" gaben dem Möbeldesign eine neue Basis. Aaltos Designarbeit verbinde "Harmonie und Humanität", skizzierte Kossdorff heute bei der Presseführung die Faszination, die ihn zu einem der weltweit bedeutendsten Aalto-Sammler werden ließ. Nicht der "Selbstverwirklichung des Designers" habe Aalto gehuldigt, sondern er passte seine großteils für die Serienproduktion entwickelten Stücke an die spezifischen Bedürfnisse der Benützer an, wie an seiner Arbeit für die Lungenheilanstalt in Paimio besonders deutlich wird.

Jedes Detail hat Funktion, seine Stücke integrierte Aalto in seine Architektur, deren wichtigste Werke die Finlandia Halle in Helsinki, die Oper in Essen und das Kulturzentrum Wolfsburg sind. Ein Amphitheater mit hängendem Kupferdach könnte etwa die Wiener Stadthalle sein, wäre der gemeinsam mit dem später umgesetzten Roland Rainer-Vorschlag erstgereihte Entwurf Aaltos verwirklicht worden.

In 66 Exponaten zeigt die Ausstellung in chronologischer Reihung ab 1929 die wichtigsten Aalto-Arbeiten für Möbel, Glas und Lampen sowie Glasentwürfe Aaltos und seiner Frau Aino. Ebenso zu sehen ist ein Reigen von Sessel-Designs von Zeitgenossen Aaltos wie Marcel Breuer, Gerald Summers, Grete Jalk bis zu Frank O. Gehry, die den "höchst kommunikativen" Kosmopoliten Aalto beeinflussten und von ihm beeinflusst wurden.

Die Birkenholz-Kombination, für die sich Aalto in kritischer Haltung gegenüber den vom Bauhaus 1925 erstmals verwendeten Stahlrohrmöbeln entschied und die die Flexibilität von Laminatelementen mit der Formtreue von Sperrholz verband, stellen einen wesentlichen Beitrag zur Geschichte der Möbel aus gebogenem Holz dar, so die Ausstellungskuratorin Eva B. Ottillinger. "Aalto" bedeutet im Finnischen "Welle", Woge". Mit seinem fließenden, L-förmigen "Aalto-Bein" entwarf der Designer um 1932/33 ein grundlegendes Element seines Möbeldesigns, das durch seine vielfältige Anwendungsmöglichkeit den Aalto-Entwürfen - über die Zusammengehörigkeit in der Garnitur hinaus - die beliebige Kombinierbarkeit einer Möbel-"Familie" gab. Aaltos Entwürfe werden von seiner selbst gegründeten Firma "Artek" immer noch erzeugt und weltweit vertrieben.

Zur Ausstellung gibt es ab 24. 1. jeweils donnerstags um 19 Uhr ein Begleitprogramm mit Podiumsdiskussionen und Vorträgen, darunter "Aalto und die Wiener Stadthalle" in Kooperation mit dem Architekturzentrum Wien (18. 4.). Von 14. 3. bis 17. 3. zeigt das Filmhaus Stöbergasse neues finnisches Kino. (APA)


Quelle: © derStandard.at