![]() | ||
![]() |
diepresse.com | ![]() |
![]() | ||
![]() |
zurück | drucken | ![]() |
![]() | ||
| ||
![]() | ||
![]() |
13.09.2005 - Kultur&Medien / Ausstellung | ![]() |
![]() | ||
![]() |
Böse Köpfe und kleine Prinzen | ![]() |
![]() | ||
![]() |
VON JOHANNA HOFLEITNER | ![]() |
![]() | ||
![]() |
Sammlung Essl. Eine überraschend frische Personale zu Franz Ringels 65. Geburtstag. | ![]() |
![]() | ||
![]() |
D Das tut nicht nur der Malerei Ringels gut, weil es sie
atmen lässt. Diese Durchlüftung kommt auch der "Stationen einer Reise"
betitelten, zu zwei Dritteln aus Sammlungsbeständen bestückten Schau sowie
dem Ort an sich zugute. Denn dass die lang gestreckte Ausstellungsgalerie
des Esslschen Kunsthauses mit den zu hohen Sesselleisten. einem
eigentümlichen Rondeau in der Mitte und jeder Menge Zwischenwände nicht
einfach zu bespielen ist, hat vor kurzem die Maria-Lassnig-Personale vor
Augen geführt. Da ist der Grazer, über den übrigens Wolfgang Bauer für
den Katalog seinen letzten Text geschrieben hat, pflegeleichter, zumal er
in seinen neuen, gleich im Eingangsbereich präsentierten farbstarken
Großformaten aus den letzten vier Jahren auch viel Weiß zulässt, was die
ganze Bildserie eine schöne Symbiose mit dem Raum eingehen lässt. "Ich
habe das Gefühl", wird er denn auch passend mittels Klebebuchstaben
zitiert, "meine Malerei ist freier, sie ist offener und genauer geworden.
Differenzierter." Nachdem Ringel, was der nachfolgende Parcours bestätigt,
bis heute nicht vom Motiv der Köpfe abgelassen hat, umgibt das frei
machende Weiß diese wie konzentrische Farbknäuel daherkommenden Köpfe mit
den großen Augenhöhlen fast wie eine Gloriole. Eine spekulative Erhöhung,
die aber auch schon der einzige Hinweis auf ein etwaiges Alterswerk ist.
Ansonsten eignet Ringels Bildern eine überraschende Frische. "Köpfe" und "Angst": Wie ein Motto lassen zwei
kleinformatige Arbeiten die Hauptthemen dieser Schau anklingen. Und die
spitzen sich mit jedem Bild, jeder Station dieser Maler-Reise mehr zu. Die
Angst scheint immer größer, die Köpfe wirken zunehmend verschreckter,
verängstigter, verrückter. Die Stelle des Weiß beansprucht ein paar Jahre
vorher noch mindestens ebenbürtig das Schwarz, auch wenn Ringel es weniger
als Fläche organisiert denn als eine Verdichtung, die Randzonen ebenso
markiert wie sie Gesichter auszulöschen trachtet. Besonders zum Sprechen
bringt Ringel das Schwarz in der "Artaud"-Serie. Ein melancholischer
Ausreißer sind die Bilder zum "Kleinen Prinzen" aus 1995: Da zieht Ringel
ums Leitmotiv Kopf eine blaue Schleife, entrückt so beide wie einen fernen
Planeten. Je weiter es zurückgeht, umso bedrohlicher, düsterer,
böser werden die Bilder. Die Köpfe bekommen immer öfter ihre Leiber, und
die wiederum haben Busen, Prothesen, schlauchartige, nach außen wachsende
Gedärme. Vor dem großen Finale mit den "Bedrohlichen Musen" aus den
Siebzigern, den silhouettenhaft zugeschnittenen hölzernen Bildtafeln und
den zwischen Surrealismus, Art Brut und manchmal auch Max Weiler
angesiedelten "Figuren"-Bildern der späten Sechziger, die Ringels
künstlerischen Weg vom "Kasperl zum Hermaphroditen" anbahnen, liegt
allerdings eine große Peinlichkeit: Das sind die "Porträts" und
"Denkmäler" aus 1980/81. Welcher Teufel ihn da wohl geritten haben mag,
als er Wolfgang Ambros malerisch verewigte? Und Boeckl, Wotruba, Klimt
Kitsch-Denkmäler zu setzen? War es der Druck der damals schon
nachdrängenden "Jungen Wilden"? Hier lassen sie ihn alt aussehen.
|
![]() |
![]() | ||
![]() |
© diepresse.com | Wien | ![]() |
![]() |