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derStandard.at | Kultur | Bildende Kunst 
14. Mai 2005
16:45 MESZ
Zeughaus, 6020 Innsbruck, Zeughausgasse 1, (0512) 594 89-313
Bis 30. Oktober täglich 10-17

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alltagskultur.at 

Matador und Lilienporzellan
Die Ausstellung "Nierentisch und Staatsvertrag - Tirol in den 50er-Jahren" in Innsbruck

Vor 50 Jahren ging in Tirol noch die Angst um, die internationalen Verkehrsströme könnten an Tirol vorbeigeleitet werden. Mit Nachdruck und Begeisterung wurde daher am Autobahnnetz geplant. Als es mit dem Bau der Autobahn über den Brenner 1959 endlich losging, wurde die Errichtung von kühnen, talüberspannenden Brückenkonstruktionen mit fotografischen Inszenierungen begleitet, die dem Triumph von Fortschritt und Technik huldigten. Nierentisch und Staatsvertrag - Tirol in den 50er-Jahren widmet sich der Zeit von 1945 bis in die 60er-Jahre. Die Ausstellung im Innsbrucker Zeughaus zeigt in ihrem ersten, der Wirtschafts-und Politikgeschichte gewidmeten Teil einschlägige Dokumente aus einer Epoche, in der "Verkehr ist Leben" ein gesellschaftsumspannender Slogan war. Weitere Objekte: Wahlplakate, Entnazifizierungsfragebögen, politische Reden im O-Ton, frühe Tourismuswerbung etc.

Der zweite Teil ist der Alltagskultur gewidmet und spannt den Bogen vom Matadorbaukasten zu Kofferradio, erster Waschmaschine und Mode bis hin zum Flipperautomaten und dem titelgebenden Nierentisch im furnierten Wohnzimmer. Und natürlich Lilienporzellan. Regionsspezifisch sind in den 50ern gerade noch die handgefertigten kurzen Holzskier (so genannte Figl) und zumindest in ihrer gesellschaftlichen Bedeutung die Bewertungen der katholischen Filmkommission, die bis weit in die 60er-Jahre hinein gegen den Sittenverfall durch freizügige Filme urteilte. (hs/DER STANDARD, Print-Ausgabe, 14./15.5.2005))


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