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derStandard.at | Kultur 
04.05.2004
15:07 MEZ
Kommentar der anderen

Frauen.Kunst.Preis.
Partei.Politik
 
Frauen.Kunst.Preis: Wogrolly erhält die von Flor abgelehnte Auszeichnung
Flor: "Parteinähe" zur ÖVP - Brinek: "Ein überparteilicher Preis aus Sponsorengeldern" - Mit Kommentar der anderen

Wien - Die Schriftstellerin Olga Flor, eine der drei nominierten Preisträgerinnen der morgen im Parlament von Bildungsministerin Elisabeth Gehrer (V) überreichten Auszeichnung "Frauen.Kunst.Preis 2004", verzichtet auf die Annahme. Im Kommentar der anderen (3.5.2004) begründet sie ihre Ablehnung mit der "Parteinähe" des Preises zur ÖVP, und kritisiert auch die Universitäts- und Frauenpolitik der Regierungspartei. Initiatorin Gertrude Brinek (V) betonte die Überparteilichkeit des Preises und bedauerte Flors Entscheidung. An deren Stelle wird jetzt die Autorin Monika Wogrolly gemeinsam mit der Bildenden Künstlerin Petra Sterry und der Sängerin Ileana Tonca je 2000 Euro, von Sponsoren gestiftet, erhalten.

Flor: "In diesem Rahmen ist mir die Parteinähe einfach zu groß"

"Ich wurde per Email von dem Preis verständigt und habe dann nachgefragt, worum es sich da genau handelt", sagte Flor. "So erfuhr ich, dass Frau Brinek ihn initiiert hat, und Ministerin Gehrer ihn überreichen würde. In diesem Rahmen ist mir die Parteinähe einfach zu groß". Anders verhielte es sich vielleicht, so Flor, wenn ein Ministerium den Preis verleihen würde. Ob sie ihn akzeptiert hätte, käme er aus dem Bildungsministerium? Flor: "Das ist eine fakultative Frage, über die ich sehr genau nachdenken müsste. Denn meine Kritik an der Universitätspolitik ist mir ein sehr wichtiges Anliegen".

Ersatz-Preisträgerin Monika Wogrolly

Brinek bedauerte Flors Entscheidung, und verlautbarte die Namen der Ersatz-Preisträgerin so wie auch der anderen beiden Künstlerinnen: Monika Wogrolly, Petra Sterry und Ileana Tonca. Denn üblicherweise wird die Identität der Gekürten erst bei der Verleihung verraten. "Es sind viele ernsthafte Künstlerinnen im Gespräch gewesen, die auch nicht unbedingt Österreicherinnen sein müssen. Wir betreiben keine Freunderlwirtschaft".

Monika Wogrolly: "Wusste nichts davon, Ersatzpreisträgerin zu sein "

Die Grazer Autorin Monika Wogrolly, die morgen, Dienstag, im Parlament in Wien anstelle von Olga Flor den "frauen.kunst.preis" 2004 erhalten wird, wusste nichts davon, als Ersatz für Flor zu fungieren. "Es ist eigentlich eine Frechheit, dass man mir das nicht gesagt hat. Im Gespräch ging es nur um meine Verdienste für die Frauenliteratur. Aber ich nehme den Preis als Alleinerzieherin wegen der 2.000 Euro an und weise so auch gleich auf die ökonomisch schlechte Situation von Autorinnen hin".

Wogrolly hätte Flor den Preis wirklich gegönnt

"Ehrlich gesagt bin ich verblüfft, nicht schon früher einen Preis bekommen zu haben, denn immerhin erscheint bald mein fünftes Buch. Ich hätte Olga Flor den Preis wirklich gegönnt", so Wogrolly. Sie hätte ihn beinahe selbst abgelehnt, aber mehr aus persönlichen Gründen, die mit einem Konflikt zwischen ihr und ihrer Jury-Mentorin Andrea Wolfmayr zusammenhingen. "Sie hat mir nicht gut mitgespielt im Zusammenhang mit dem Projekt zur Erneuerung der steirischen Landeshymne, wofür auch ich ein Konzept eingereicht hatte, und ihr Vorschlag könnte eine Art Versöhnungsgeste sein."

Brinek griff Preisidee von Ex-Frauenministerin Prammer wieder auf

Ursprünglich geht der "frauen.kunst.preis" auf die damalige Frauenministerin Barbara Prammer (S) zurück, die ihn 1999 erstmals durch eine Jury an Künstlerinnen vergeben hat. Nach dem Regierungswechsel 2000 wurde der Preis ausgesetzt, und 2002 griff Wissenschaftssprecherin Brinek (V) die Idee wieder auf "Es war aber leider Sparen angesagt, und Bildungsministerin Gehrer hatte auch keine formale Zuständigkeit, den Preis zu stiften. Aber sie unterstützt ihn voll."

Prammer: Flors Kommentar ist voll nachvollziehbar

Das bezeichnete Prammer als "unsinniges Argument, abgesehen davon, dass auch Morak oder Rauch-Kallat so etwas machen könnten." Flors Kommentar fand sie "in Hinblick auf die Politik Gehrers mehr als nachvollziehbar." Was die Parteinähe des Preises betrifft, so Prammer: "Es ist höchst bedauerlich, dass nicht mehr ein Ministerium den Preis vergibt, denn das hat eine andere politische Wirkung. Dass auch Parteien Preise vergeben, ist schon okay, das machen wir auch, denn man kann Künstlerinnen nicht oft genug ins Zentrum stellen." Flors Ablehnung wollte Prammer nicht kommentieren: "Künstler müssen Regierenden etwas entgegensetzen, auch unsere Arbeit wurde damals kritisiert, aber wir haben wenigstens versucht, es besser zu machen. Das ist heute nicht so". (APA)


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