Bregenz (VN-ag) Rot ist die Farbe der Liebe und des Todes, Rot
ist Feuer und Kraft, und Rot duftet. Zumindest in den Bildern der
Vorarlberger Künstlerin Astrid Bechtold, die mitten im November die
Galerie Arthouse in einen Rosengarten verwandeln.
Mit einem Wechselspiel von atmosphärischer Malerei und
fotografischen Nahaufnahmen, in denen sie die Auflösung der Dinge
bis zum Äußersten trieb, war Astrid Bechtold zuletzt beim
SilvrettAtelier vertreten. Die Sicht auf den Mikro- und Makrokosmos
beschäftigt die 1969 in Rankweil geborene, in Wien lebende und
arbeitende Künstlerin nach wie vor.
Intensive Malphase
Geblieben ist auch die Umsetzung in den bewährten, von Bechtold
parallel eingesetzten Medien der Malerei und Fotografie. Dennoch
spiegelt die für Bregenz getroffene, an die Räumlichkeiten
adaptierte Auswahl die Tatsache wider, dass sich die Künstlerin
momentan in einer intensiven Malphase befindet. Dementsprechend ist
auch den Fotoarbeiten ein unverhohlen malerischer Touch eigen, bei
dem Figürlichkeit und Perspektive durch die extreme Nahsicht fast
ausgelöscht werden.
Dass es sich bei diesen intensiven, von Licht- und Farbreflexen
gespeisten Bildtafeln aber stets um Pflanzen oder Blüten handelt,
bleibt zumindest erahnbar, wenn auch meist nicht konkret benennbar.
Jenseits fotografischer Abbildhaftigkeit verlagert sich das
künstlerische Ansinnen von Astrid Bechtold auf das Übermitteln der
Aura, die von einer Blüte ausgeht. In der konsequenten Verschränkung
von Form und Inhalt scheint ihr das auch so weit zu gelingen, dass
man angesichts der Farbflächen, die ebenso viel verhüllen wie sie
erahnen lassen, den Duft der Rosen zu riechen glaubt.
Rot-weiße Verführung
Das dabei bevorzugt eingesetzte Rot ist nicht nur eine
Blütenfarbe. Im Zusammenklang mit den sinnlichen Formen evoziert es
natürlich auch ganz starke erotische Aspekte. Mit dieser Verführung,
die mitunter an die Grenzen der Erträglichkeit gehen kann, weiß die
Künstlerin umzugehen. Gleichwohl ist sie sich auch bewusst, dass die
Wirkung fragil ist und ebenso leicht kippen kann. Gebrochen wird der
Balanceakt in Rot denn auch durch eine weiße Arbeit, deren
Nicht-Farbe als Kontrapunkt zugleich auch den Beginn einer neuen
Werkreihe markiert. Es duftet nach Lilien und man fragt sich: Ist
Weiß tatsächlich die Farbe der Unschuld?