Die Festreden

Das Museumsquartier ist eröffnet.


Das MQ ist mit 60.000qm der weltweit achtgrößte Kulturkomplex. Als Zusammenschluss von über 20 Kulturinitiativen wird es ein einzigartiges Projekt sein. Nicht zentralistisch verwaltet wie das Centre Georges Pompidou oder in Einzellage wie das Guggenheim Museum in Bilbao, wird es - wie der Name schon sagt - soviel wie ein Stadtviertel sein, in dem die Kultur den Ton angibt.

Waldner appeliert an die Politik

Bei der feierlichen Eröffnung des Museumsquartiers in der neuen Kunsthalle Wien wies MQ-Geschäftsführer Waldner darauf hin, dass er bei Beginn seiner Tätigkeit Bedenken hatte, dass der Bau in der geplanten Zeit fertig gestellt werden könnte. Schließlich habe man dies aber in einer Rekordbauzeit von zwei Jahren doch geschafft. Das Wiener Museumsquartier sei ein bedeutender Punkt auf der internationalen Kulturlandkarte. Das Kulturzentrum unterscheide sich von den anderen vergleichbaren Institutionen dadurch, dass hier ausschließlich Kunst des 20. und 21. Jahrhunderts präsentiert werde. An die Politiker appellierte Waldner, allen im neuen Kulturzentrum Tätigen zu ermöglichen, unbeeinflusst von der Politik arbeiten können.

Ortner freut sich

Architekt Laurids Ortner begann seine Ansprache mit dem erleichterten Seufzer: "Sie können sich nicht vorstellen, wie gut es mir heute geht." So zäh die Baugeschichte bisher gewesen sei, sie zähle eigentlich nicht mehr. "Wir sind angekommen, mit Schrammen zwar, aber wir sind erstaunlich frisch." Seinen Kritikern, die die vermeintlich unspektakuläre Architektur kritisierten, hielt Ortner entgegen, dass es sich bei den realisierten Gebäuden um ein außerordentliches Konzentrat handle.

Häupl hilft

Die Diskussion um den Leseturm, die in den vergangenen Tagen erneut aufgeflammt war, griff Ortner auch an dieser prominenten Stelle dezent nochmals auf: "Wesentliche Teile fehlen noch, ich sag' jetzt nicht welche". Er erhielt dabei von Wiens Bürgermeister Michael Häupl Beistand, der in seiner Eröffnungsrede nicht nur die kritische Diskussion um das MQ verteidigte und die wichtige Rolle der Kleininstitutionen hervorhob, sondern auch dem Turm (oder ähnlichem) das Wort redete. "Dieses Haus ist noch nicht fertig. Die Diskussion über das architektonisch-künstlerische Luftzeichen soll geführt werden", so Häupl.

Gehrer vergleicht Kunst und Sport

Bildungsministerin Elisabeth Gehrer wies in ihrer Rede auf die Bedeutung Österreichs als Kulturnation hin. Das ihrer Ansprache vorangegangene Musikstück der österreichischen Komponistin Olga Neuwirt habe Einblick in das neue Musikschaffen gegeben und gezeigt, dass Modernes angenommen werde. In einem Vergleich mit dem Sport wies Gehrer auf die Bedeutung der Kultur in Österreich hin: Etwa eine Million Menschen hätten Spiele der Fußball-Bundesliga gesehen. Bei den Theatern und Bundesmuseen seien es im vergangenen Jahr hingegen vier Millionen Österreicher gewesen. Mit der Eröffnung des Museumsquartiers finde eine "unendliche Geschichte heute ihren glücklichen Abschluss". "Kultur zeigt Wurzeln auf und verbindet Völker". Das neue Quartier, das Alt und Neu verbinde, sei ein Ort des kulturellen Austausches und der kulturellen Erfahrungen. Sie wünsche allen Besuchern interessantes Kulturerleben. Dem Museumsquartier wünsche sie eine zur Diskussion anregende Entwicklung, schloss Gehrer.

Schüssel dankt

Bundeskanzler Wolfgang Schüssel dankte der beachtlichen Zahl der das Projekt begleitenden Politiker und hob hervor, dass man stolz sein könne, "dass sich letztlich alle politischen Kräfte zu diesem Zeichen der Kultur bekannt haben". Schüssel betonte die Rolle der Kulturinitiativen, die "Leben in die Gemäuer" bringen würden, und tröstete die Bundesländer, dass nicht nur in Wien, sondern auch in Graz, Innsbruck oder Bregenz Hunderte Millionen Schilling in Kulturprojekte investiert worden sind und werden. Der markanteste Satz der letzten Zeit, so Schüssel, sei das Diktum eines Architekturkritikers gewesen, der meinte, es hätte alles viel schlimmer kommen können. "Ich werte das als eine silberne Nahkampfspange für die Architekten", schloss der Bundeskanzler.

Klestil eröffnet

Bundespräsident Thomas Klestil hob in seiner Eröffnungsansprache die Bedeutung des Museumsquartiers hervor und sprach von einer "Aufwertung des Kulturstandortes Wien". Die jahrzehntelange Diskussion um das Museumsquartier wertete der Bundespräsident als "lebendiges Interesse, ja eine Begeisterung für Kunst und Kultur", wenngleich die Kunst immer "ein Prüfstein der Politik" sei. Letztendlich spiele es nun auch keine Rolle mehr, ob das ursprüngliche Konzept verwirklicht wurde oder nicht. "Das MuseumsQuartier ist jetzt Realität - und damit Anlass zur Freude", so der Bundespräsident.

Lesen Sie mehr zu Ortner & Ortner und zum Konzept des Museumsquartiers in ON Kultur.

Was bisher geschah:

Und ewig lockt der Turm
Preopeningpary

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