Der Architekt als Designer | |
In einer großen Sonderausstellung zeigt das Kaiserliche Hofmobiliendepot ab 11. September die wichtigsten Bauten und Möbelentwürfe des berühmten Bauhaus-Architekten Ludwig Mies van der Rohe (1886 - 1969). |
Möbel und Bauten des deutschen
Bauhaus-Architekten Mies van der Rohe (1886-1969) zeigt das Kaiserliche
Hofmobiliendepot in Wien bis 15. Dezember in einer Wanderschau des Vitra Design Museums
in Weil am Rhein. Zu sehen sind die wichtigsten europäischen Bauten van
der Rohes, die Weißenhof-Siedlung in Stuttgart, der Deutsche Pavillon für
die Weltausstellung in Barcelona 1929 und die Villa Tugendhat in Brünn,
ergänzt durch zum Teil erstmals ausgestellte Möbel und Fotomaterial aus
Privatbesitz. Design als Nebenfach
Pavillon als Anreger Angeregt wurde die Ausstellung durch die 1987 abgeschlossene
Rekonstruktion des Deutschen Pavillons in Barcelona, erzählte Alexander
von Vegesack vom Design-Museum im Rahmen der Presseführung. Der Bau, in
dem van der Rohe 1929 seine vom Industriebau abgeleitete
Stützskelett-Bauweise vorstellte, war 1930 wieder abgetragen worden und
steht mittlerweile erneut am ursprünglichen Platz. Mit dem Einsatz von
Stahlskeletten auch im Wohnbau verwirklichte der Architekt seine Idee vom
"fließenden Raum", in dem die verschiedenen Funktionsbereiche flexibel und
nicht durch Mauern abgetrennt waren und Teil der nicht tragenden Fassade
durch Glas ersetzt werden konnte. Diese Idee hatte er bereits in der 1927 errichteten Weißenhofsiedlung
in Stuttgart propagiert, die Teil einer Ausstellung des Deutschen
Werkbunds war. Van der Rohe wurde die Planung der Mustersiedlung aus 60
Wohneinheiten übertragen. Nach seinem Konzept errichteten 17
internationale Architekten, darunter Le Corbusier oder Walter Gropius,
insgesamt 21 Bauten. Er selbst schuf das größte Gebäude im Zentrum und
entwarf dafür auch den ersten Freischwinger, der in der Folge dem
Stahlrohrmöbel zum Durchbruch verhalf. Für Barcelona und die Villa
Tugendhat entwarf er neue Modelle aus Flachstahl.
Fließende Räume Die Idee des "fließenden Raums" war so revolutionär, dass in
Fachkreisen über die 1931 vorgestellte Villa Tugendhat eine regelrechte
Kontroverse geführt wurde, ob so ein Haus real bewohnbar sei. Die
Ausstellung dokumentiert auch diese Debatte und präsentiert zugleich
private Aufnahmen des Bauherrn Fritz Tugendhat, die beweisen, wie
selbstverständlich und nach eigenen Worten "befreit" die Familie in der
modernen Architektur lebte, und wie organisch sich der karge Bau im Lauf
der Zeit mit der Natur verband. Zu den Leihgaben der Tochter, Daniele
Hammer-Tugend, gehören auch Foto-Experimente des begeisterten
Hobbyfotografen mit Farbumdrucken und Möbel, die die Emigration der
Tugendhats in die Schweiz, nach Venezuela und wieder zurück überstanden
haben, und zwar so gut wie schadlos. Das liegt, so die Erbin, an ihrer
"absoluten Perfektion, in Material, Form und Machart".
Tipp: Zur Ausstellung gibt es eine Vortragsreihe und Kataloge. Für die Schau
gibt es auch ein Kombi-Ticket mit dem Architekturzentrum Wien zum Preis
von 10 bzw. 7 Euro. Link: Kaiserliches Hofmobiliendepot Mehr zu Ludwig Mies van der Rohe in kultur.ORF.at | ||||||||