Hauptausgabe vom 31.05.2002 - Seite 009
"Soho in Ottakring": Fremdheit und innere Heimat

VON WALTER BEYER

Das Festival "Soho in Ottakring", das bereits zum vierten Mal - bis zum 8. Juni - im Brunnenviertel stattfindet, ist längst zum größten Event junger, zeitgenössischer Kunst in Wien geworden. Diesmal werden 235 heimische und ausländische Künstler auf 6200 Quadratmeter Ausstellungsfläche für 60 Ausstellungen und 70 Events an 50 verschiedenen Orten sorgen.

Im Klaus Engelhorn Depot in der Abelegasse 10 nimmt der Oberösterreicher Alois Mitter zum heurigen Jahresthema "Flüchtig Zuhause sein" mittels seiner Installation "There is no Place called Home" in ebenso witziger wie nachdenklicher Weise Stellung, indem er drei Wohnräume und eine Küche als Enviroment gestaltet.

Die Idee, das Atelier quasi zur begehbaren Plastik umzuformen ist - wie wir seit Schwitters' Merzbau wissen - nicht neu. Zum Unterschied von diesem, der die formale Raumverfremdung ins Zentrum stellte, nähert sich Mitter der Thematik mit der Hinterfragung der Wohn- und Arbeitsstätte eines Künstlers als Ort der Zuflucht und des Zuhauseseins, indem er ihm die permanente Verschobenheit zwischen Öffentlichem und Privaten gegenüber stellt. Der erste Raum reproduziert denn auch das Atelier des Künstlers mit Arbeitstisch, Sessel, Mal- und Zeichenutensilien, sowie Schlafstatt. Im zweiten werden jene Tischunterlagen gezeigt, welche Mitter im Laufe der Zeit mit ihm besonders markant erscheinenden Zitaten von Künstlern wie Picabia oder Rühm beschrieb. In der Küche gibt es sehr subtile Mischtechniken, die vielleicht den tiefsten Einblick in die artifiziellen Qualitäten Mitters gestatten, während man im letzten, abgedunkelten Meditationsraum einer Vielzahl von durch Kerzen fetischartig beleuchteten Masken gegenüberstehend Textfragmente aus Arbeiten von Kafka bis Jonke, von Thomas Bernhard bis Erich Jandl zugespielt bekommt.

Öffnungszeiten Di.-Fr., 16-20 Uhr, Sa. und So., 11-15 Uhr, Info: www.sohoinottakring.at, Tel. 0699 / 125Ê35Ê741


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