Wahre Schönheit

"Entscheidend ist, dass Repin einer der bedeutendsten russischen Maler ist, kein sowjetischer. Er hat sich vor der Revolution 1917 nach Finnland zurückgezogen, wo er auch gestorben ist", so Kurator Tayfun Belgin.


Der Maler Ilja Repin war im Westen bisher kaum bekannt. In seiner Heimat Russland dagegen werden die Bilder des 1930 gestorbenen Künstlers bis heute wie Ikonen verehrt. Dort ist Repin populärer als Malewitsch oder Kandinsky.

Mehr als 70 Jahre nach dem Tod Repins werden seine Werke nun auch im Westen gezeigt. Mit der Ausstellung "Russland - Repin und die Realisten" setzt die Kunsthalle Krems einen kulturpolitischen Akzent.

"Welch eine Weite", Ilja Replin, 1903 (Zum Vergrößern anklicken) / ©Bild: Staatliches Russisches Museum

Anlässlich der Ausstellung hat Kristina Pfoser für kultur.ORF.at mit Tayfun Belgin, dem Kurator der Schau, gesprochen.

kultur.ORF.at: Was kann man sich unter der "Schönheit der Wahrheit" vorstellen?

Tayfun Belgin: Die Schönheit der Wahrheit war ein Credo vom berühmten Kritiker Vladimir Stasov, dem damaligen Chefkritiker, der auch die russischen Wandermaler begleitet hat. Er hat versucht, deren Inhalte und Bestreben auf eine Formel zu bringen. Die Schönheit der Wahrheit bedeutet nicht mehr als Realismus. Es gab ja im 19. Jahrhundert auch das idealisierende Arbeiten.

kultur.ORF.at: In seiner Heimat ist Repin einer der beliebtesten Künstler. Was macht seine Popularität aus?

Tayfun Belgin: Weil er Dinge malerisch, auf eine sehr virtuose Art und Weise, zusammengefasst hat. Bekannt sind, vor allem hier in der Wachau, die Wolgatreitler. Das ist ein Inbegriff-Bild. Das heißt, alle Strömungen finden sich darin wieder. Das hat Ilja Repin auf beispielhafte Weise gelöst.

kultur.ORF.at: Was sind die Highlights der Ausstellung?

Tayfun Belgin: Die Highligts dieser Ausstellung sind z.B. auch Werke von Mija Sojedev wie seine 'Erntezeit' sowie 'Der unstillbare Schmerz' von Grams Greu. Es gibt einige hervorragende Porträts, es gibt Ivan Schischkin, den russischen Landschaftsmaler des 19. Jahrhunderts, aber auch einen der bedeutendsten in Europa. Wir können mit Stolz sagen, dass wir neunzig Prozent der Bilder im russischen Museum, in St. Petersburg, von der Wand genommen haben. Das sind Konstanten. Das heißt, wenn man eine Ausstellung zum russischen Realismus macht, darf man diese Bilder nicht außer Acht lassen.

kultur.ORF.at: Ich habe den Eindruck, dass die Porträt-Malerei eine besondere Stellung einnimmt.

Tayfun Belgin: Die Porträt-Malerei nimmt generell in Russland eine besondere Stellung ein. Es ist in Russland besonders wichtig, zwischen der ersten und zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts zu unterscheiden. Die erste Hälfte ist mehr idealistisch, mehr romantisch, klassizistisch veranlagt, die zweite Hälfte geht dann ins Tendenziöse, ins Realistische. In der russischen Porträtmalerei versucht man die psychologischen Daten auszudrücken. Der Ausspruch: "Die Schönheit liegt in der Wahrheit" trifft bei den Russen sehr gut zu.

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