647--Sie ist ein Modell und sie sieht gut aus
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Die Welt als Modell. Und als raumgewordene
"Wirklichkeit". Malerisch schön ist sie und so präzise wie liebevoll konstruiert
zugleich. Manisch genügt sie sich selbst, erscheint als selbstreferentielles
System, das sich konsequent durch eigenhändig sich generierende Ausschlußmodi
konstituiert - aber paradoxerweise eben dadurch weitreichende Anschlußoptionen
aufbaut, die viel mehr als bloß "subjektive Seinsweisen" in Szene setzen. Die
Welt als ewig wiederkehrender Blickfang, als intimes Interieur, das medial -
eher verschämt oder exhibitionistisch stolz, ästhetisch stilisiert oder einfach
nur protokollierend - sich zu repräsentieren und zu kontrollieren hat. Egal ob
es dies will oder nicht, gleichgültig ob dies voyeuristische Lust verheißt oder
bloß ein verwirrendes sich mehr oder weniger doch noch Zurechtfinden verspricht.
Proportionen geraten auf der Bühne der Welt schnell durcheinander, Blicke laufen
ins Leere und was so richtig wichtig erscheint, entpuppt sich als pure (gefakte)
Detaillösung.
Kontext- und Perspektivwechsel sind da nötig,
Arbeit ist gefragt und Wahrheit bleibt nicht mehr als ein flexibel zu nutzendes
Wahrnehmungs- und Interpretationsraster, als ein verworrender Masterplan, dessen
Regeln historisch und sozial sich entwickelt haben, jederzeit aber neu
ausgespielt werden können. Die Welt als Bild, als plane, zuweilen sogar planbare
Oberfläche. "Lesbar ist nur in der Fläche Erscheinendes", notierte schon Walter
Benjamin. Daß diese Fläche stets auf dünnem Eis sich bewegt - gerade weil sie
meist doppelten Boden besitzt - auch davon erzählen die neuen Bilder von Lois
Renner.
Raimar Stange |
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