ERNST P. STROBL Wien (SN). Er zählt zu den teuersten Künstlern der Welt, jedes Werk, das auf den Markt kommt, wird um rund eine Million Euro gehandelt. Das regt das Interesse an Sigmar Polke mächtig an. Darauf baut auch das Museum Moderner Kunst (Mumok) im Wiener Museumsquartier, denn Publikumszuspruch ist nach wie vor die Richtlinie der Ausstellungsmacher.
Drei Sammlungen sind die Leihgeber der Sigmar-Polke-Retrospektive, die am Donnerstagabend eröffnet worden ist und die bis zum 7. Oktober zu sehen ist. Einer davon, Frieder Burda, hat sie bereits vorher in seinem eigenen Museum in Baden-Baden präsentiert, dieser Sammler besitzt Werke aus allen Hauptphasen des Künstlers. Josef Froehlich hat frühe Werke, wie Reiner Speck auch, der aber auch solche aus jüngster Zeit in seiner Sammlung hat. So ergibt der Rundgang einen Überblick über das Schaffen Sigmar Polkes, ein wie so viele aus der ehemaligen DDR stammender Künstler, der sich aber rar macht und quasi als Person "unbekannt" ist.
Sigmar Polke, 1941 in Schlesien geboren, kam durch die Flucht seiner Familie erst nach Thüringen und später über Berlin nach Düsseldorf. Dort studierte er - gemeinsam mit seinem Freund Gerhard Richter - an der Kunstakademie und begründete mit seinen Kollegen als Reflexion auf den verordneten sozialistischen Realismus in der DDR den "kapitalistischen Realismus". Ironie und Witz prägen bis heute das Werk. Schon vor mehr als dreißig Jahren, 1976, fand in Tübingen die erste Polke-Retrospektive statt, auch aus dieser Zeit sind zahlreiche Werke in der Ausstellung zu sehen. Sigmar Polke stürzte sich ab 1963 auf das Mittel des Rasters, weil ihn "der Wechsel von Erkennbarkeit und Nicht-Erkennbarkeit der Motive, die Unentschiedenheit und Zweifelhaftigkeit der Situation, das Offenbleiben" interessierten. Großen Effekt erzielen transparente Bildträger, man sieht den Keilrahmen durchscheinen, die Malerei wie eine an Yves Klein erinnernde "Blaue Blüte" erscheint schwerelos.
Der Witz oder besser die Bosheit Sigmar Polkes traf auch Ikonen der Kunstgeschichte wie Dürers "Hasen", den er nicht nur auf Dekorationsstoff malte, sondern auch als Gummibandfigur aufspannte.
Was Sigmar Polke aber von der amerikanischen Pop-Art, deren Stilmittel er auf den ersten Blick ausgiebig nützt, abgrenzt, ist seine Ironie, der spielerische Umgang mit den Medien und formalen Aspekten. Unter oberflächlich erscheinendem Dekor lauert tiefgründiger Humor. Wer Sigmar Polke kennen lernen will, sollte sich den über 170 Arbeiten unbefangen nähern.Information: www.mumok.at.