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derStandard.at | Kultur | Bildende Kunst 
23. September 2005
13:39 MESZ
Foto: APA/Komiya

Abschluss-Installation im österreichischen Expo-Pavillon
Modeschöpferin Edwina Hörl karikiert Mode und Konsumverhalten: "Mein Ziel ist es, Mode als Imageträger verschwinden zu lassen"

Aichi/Nagoya - Der Österreich-Pavillon beendet seine Präsenz in Japan mit einer Kunstinstallation der österreichischen Modeschöpferin Edwina Hörl. Die Künstlerin, die vor einigen Jahren in Österreich ihr Label gegründet hat und seit fünf Jahren in Tokio ihr Atelier führt, karikiert Mode sowie das Image und die Emotionen, die damit verbunden sind. Wie schon bei der Präsentation des "chickenssuit" von Edgar Honetschläger geht es auch nun um die Darstellung von - besonders in Japan stark ausgeprägtem - Konsumverhalten.

Die Künstlerin stellt das Konsumprodukt Kleidung in Frage, indem sie es unerwartet dem Medium Toilettenpapier gegenüberstellt. So wie sich dieses am Ende in nichts auflöst, sollen sich Emotionen um Kleidung im Nichts auflösen, so die Vision der Modeschöpferin: "Mein Ziel ist es, Mode als Imageträger verschwinden zu lassen. Man kauft sich ja bestimmte Kleider, weil man an dem Image des Modeschöpfers, des Designers teilhaben möchte."

Kult von der Rolle

Edwina Hörl geht einen Schritt weiter und stilisiert mit künstlerisch gestalteten Toilettenpapierrollen diese zu einem Kultobjekt. "Jenes Image, das auf Kleider projiziert wird durch Emotion, will ich auf den scheinbar banalen Artikel Klopapier übertragen." Diese Projektionen sind noch bis Ende der Weltausstellung am Österreich-Pavillon in Form einer Kunstinstallation zu sehen. Außerdem wurde das Designer-Klopapier verteilt. "Es ist witzig zu beobachten, wie sich gerade die älteren Besucher hier auf die Papierrollen gestürzt haben", sagte die Künstlerin. Also nach einem heute scheinbar banalen Konsumprodukt griffen, dass der Nachkriegsgeneration Japans aus der Vergangenheit aber als wertvolles Gut in Erinnerung ist.

Zusätzlich war die aus Salzburg stammende Designerin in den vergangenen Tagen in Nagoya unterwegs und hat dort das Toilettenpapier verteilt. Das City Art Museum Nagoya, das Toyota Art Museum und das Design Center Nagoya haben sich dafür als Plattformen zur Verfügung gestellt. Ein Austauschen der Klopapierrollen im japanischen Hochgeschwindigkeitszug Shinkansen wurde mit strenger Miene seitens des Zugpersonals wieder rückgängig gemacht. Nachdem Hörl und ihre Helfer die Papierrollen verteilt hatten, gingen die Zugwächter sofort daran, es als Müll zu entsorgen. Was Hörl ebenfalls amüsierte, weil sich damit das "Auflösen" eines Imageproduktes auf andere Weise bestätigte.(APA)


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