Salzburger Nachrichten am 18. Juni 2005 - Bereich: kultur
Viele Schätze sind zu heben

Museen in Salzburg: Mangel an Geld, Profil und Zusammenarbeit

Hedwig KainbergerSalzburg (SN). Wenn der für Museen zuständige Landespolitiker, Wilfried Haslauer (ÖVP), eine Studie über Museen in Auftrag gibt und darin ein "Museumsleitbild" samt "Überlegungen zu Standorten" fordert, muss man vermuten, dass Reformen bevorstehen könnten. Änderungsbedarf könnte sich aus der neuen Salzburger Situation ergeben sowie aus neuen überregionalen Bedingungen.

In Salzburg wird in Jahrhundertprojekte investiert, die seit Jahrzehnten versprochen und vorbereitet worden sind: Das Museum der Moderne auf dem Mönchsberg ist gebaut; das Salzburg-Museum übersiedelt aus dem Nachkriegsprovisorium in die Neue Residenz. Überregional sind in vielen ähnlich großen Städten ebenfalls Museen der Moderne gebaut worden.

Allerdings: Hört man sich bei zwei qualifizierten Beobachtern und bei einem Museumsdirektor um, besteht das Problem nicht in Überkapazitäten und Überangeboten, sondern in Mangel an Geld, Profil und Zusammenarbeit.

Grundsätzlich habe Salzburg hervorragende Museen, sagt Carl Aigner, Direktor des Niederösterreichischen Landesmuseums. In den Sammlungen gebe es "wunderbare Schätze", allerdings seien diese "viel zu wenig sichtbar". Man dürfe "diese Schätze nicht vergeuden, indem man sie mit halber Hand anfasst".

Gefährlich könnte also für Salzburgs Museen ein Mangel an Ressourcen werden. Hilfreich wäre nach Ansicht Aigners Zusammenarbeit im Marketing, etwa mittels einer Museums-Card. Priorität müsse der Ausbau der Sammlung des Museums der Moderne haben, empfiehlt Aigner. Die derzeitige, im Rupertinum aufgebaute Sammlung sei eine gute Basis, doch sei ein neues Profil zu entwickeln.

Aigner erinnerte daran, dass das Haus auf dem Mönchsberg nicht als Kunsthalle, sondern für ein Museum - also mit eigener Sammlung - errichtet worden sei. Welches Profil könnte das sein? Er wolle dem künftigen Direktor (Toni Stooss, Anm.) nichts empfehlen. Eine Idee könnte sein, die internationale Kunst nach 1945 zum Schwerpunkt zu machen. Jedenfalls: Ein Sammlungsprofil sei abseits von "kurzatmiger Tagespolitik" zu entwickeln, dafür seien mindestens zehn Jahre erforderlich.

Ähnlich argumentiert Herwig Pöschl, Leiter des "International Centre for Culture & Management" (ICCM) in Salzburg. "In Kern und Substanz" seien Salzburgs Museen großartig. Doch ihr großes Potenzial sei noch nicht gehoben.

Er bezweifle, dass die Museen derzeit genügend vernetzt seien, sagte Pöschl. Daher schlägt er eine Holding vor. Mit dieser wäre die Zusammenarbeit zu forcieren, zudem könnten Ressourcen - etwa ein museumspädagogischer Dienst - gemeinsam entwickelt werden.

Noch ein Vorschlag Pöschls: In Salzburg fehlten Museen zu jenen Themen, deretwegen die meisten Touristen kämen, das seien Musik, Geschichte der Salzburger Festspiele sowie Sound of Music.

Erich Marx, Direktor des Salzburger Museums Carolino Augusteum (SMCA), erachtet es als eine Schwäche der Museen in Salzburg, dass für einige Häuser die Ziele, die wissenschaftlichen Programme und der Aufbau von Sammlungen (über eigenes Budget oder Leihgaben) nicht klar genug zu erkennen seien.

Mit der Übersiedlung des SMCA in die Neue Residenz entstehe eine "ideale Kombination" bedeutender Museen rund um einen zentralen Platz der Altstadt: das neue Haupthaus des SMCA für Geschichte und vor allem weltliche Kunst aus Salzburg, das Dommuseum für kirchliche Kunst, zudem die Residenzgalerie für europäische Malerei.