Alles, was der Fall ist
Bandbreite eines Genres: Die Viennale zeigt 44 Dokumentarfilme
Von Petra Rathmanner Michael Moores Kassenschlager haben dem
Dokumentarfilm einen Popularitätsschub verpasst. Unbeeindruck davon zeigt
die Viennale jetzt sperrige wie populäre Vertreter des Genres - und
gewährt einmal mehr Einblick in die Vielfalt der filmischen
Dokumentation.
"Noch vor ein paar Jahren hat eine Kassiererin zu Leuten, die meinen
Dokumentarfilm sehen wollten, gesagt: ,Das ist kein richtiger Film.' Heute
würde sie das nicht mehr sagen", bemerkte erst unlängst Andres Veiel, der
seit "Black-Box-BRD" (2000), der filmischen Aufarbeitung des RAF-Mordes am
deutschen Spitzenmanager Alfred Herrhausen, zu Deutschlands bekanntesten
Dokumentarfilmern zählt. Und Veiel hat Recht: Der Dokumentarfilm ist
derzeit im Zentrum des Interesses wie schon lange nicht mehr. Das hat
nicht nur mit Michael Moore und seinen Kassenschlagern ("Bowling for
Columbine", "Fahrenheit 9/11") zu tun - die Grenzen zwischen den Genres
sind brüchig geworden, immer mehr Regisseure (wie etwa die Dogma-Filmer)
bedienen sich auch dokumentarischer Stilmittel. Doch abseits von
zeitgeistigen Beliebtheitsbarometern, ist der Dokumentarfilm bei der
Viennale seit jeher ein Fixpunkt. Auch heuer stehen wieder 44
Dokumentarfilme auf dem Programm. Die Bandbreite ist durchaus
beeindruckend: sie reicht von Volker Koepp, dem Dokumentarfilmer mit der
Engelsgeduld über den zornigen Polit-Filmer Fernando Solanas bis hin zu
Jean Rouch, dem kürzlich verstorbenen Doyen der Szene. Der 60-jährige
Koepp, der wie kaum ein anderer seiner Zunft ein Talent dazu hat, Menschen
zuzuhören, setzt mit seinem neuen Film "Dieses Jahr in Czernowitz" dort
an, wo er mit "Herr Zwilling und Frau Zuckermann", seinem Publikumshit von
1999, aufgehört hat: Mit Exil-Czernowitzern macht der Filmemacher nun eine
Reise zurück in die Vergangenheit. "Wichtig ist", so Koepp einmal in einem
Interview, "dass man den Menschen ihre Geheimnisse lässt. Gerade das
Ungesagte ist in meinen Dokumentarfilmen sehr wichtig". Ganz anders
geht der argentinische Doku-Großmeister Fernando Solanas (68) ans Werk:
Sein bevorzugtes Erzählmotiv ist die Empörung. "Geschichte einer
Plünderung", Solanas jüngste Arbeit, ist eine eindringliche Anklage gegen
die Wirtschaftspolitik der argentinischen Regierung seit dem Sturz der
Militärdiktatur. Vor beinahe dreißig Jahren hat Solanas mit dem "Kino der
Dekolonisation" eine Art Manifest zur Unabhängigkeit der verschiedenen
Kinematographien verfasst, und mit seiner komplexen Montagetechnik neue
Maßstäbe gesetzt; heuer wurde er dafür in Berlin mit dem "Goldenen
Ehrenbären" ausgezeichnet. Im Gedenken an Jean Rouch, der diesen
Sommer im Alter von 87 Jahren gestorben ist, zeigt die Viennale dessen
Dokumentarfilm "Chronique d'un été" sowie einige seiner wichtigsten
Kurzfilme. Um einen neuen, unverstellten Zugang zur "Wirklichkeit" zu
finden, experimentierte Rouch mit Filmtechnik und Kameraführung. Mit
seinem bahnbrechenden Konzept des "cinema vérité" führt er die kritische
Selbstreflexion ins Genre ein und war einer der ersten Filmemacher, der
Passanten auf offener Straße interviewte - und damit die heute gängigen
Formen des Fernsehjournalismus vorwegnahm. Weiters ist mit drei Filmen
dem israelisch-palästinensischen Konflikt ein Schwerpunkt gewidmet; über
die insgesamt fünf Musik-Dokumentarfilme berichtet die Wiener Zeitung
nächsten Samstag, zudem sind auch etliche Künstlerporträts zu sehen,
darunter etwa "Die Spielwütigen" von Andreas Veiel: Sieben Jahre lang hat
der Filmemacher vier Schauspielschüler - von der Aufnahmeprüfung bis zum
ersten Engagement an einem Theater - begleitet und dabei erstaunliche
Entwicklungsgeschichten aufgezeichnet. "Das Spannende an
Dokumentarfilmen ist", so Veiel in einem Gespräch mit der "FAZ", "dass sie
vorgefertigte Meinungen in Frage stellen."
Die
Termine:
Andres Veiel: Die Spielwütigen, 17. 10., 18.30, Urania
und 18.10, 11.00, Metro; Fernando Solanas: Geschichte einer Plünderung,
20. 10, 18, GartenbauKino Jean Rouch, Edgar Morin: Chronique d' un été,
20.10., 15.30, Stadtkino Volker Koepp : Dieses Jahr in Czernowitz, 26.
10., 17.30, Gartenbau-Kino und 27. 10., 18.30, Metro Alle Filme:
www.viennale.at
Erschienen am: 16.10.2004 |
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Die zweite Sintflut
Dieses Jahr in Czernowitz
Dieter Roth
DVD: "Aladdin", "Sie sind unter uns"
DVD: "Der Einsatz", "Cold Creek Manor - Das Haus am Fluss"
DVD: "Fahrenheit 9/11"
DVD: "Haialarm auf Mallorca", "Nacktschnecken"
DVD: "Kalender Girls", "Der Appartementschre ckE
DVD: "The Day after Tomorrow", "Monster"
DVD: Gothic Horror
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