Wien (APA) - Kasimir Malewitsch ist - vom 5. September bis
2. Dezember - die Herbstausstellung des Bank Austria
Kunstforums gewidmet. Damit stellt sie mit über 120 Arbeiten
die größte und bedeutendste Präsentation des Künstlers dar,
die das Russische Museum in St. Petersburg das über die größte
Malewitsch Sammlung verfügt, jemals im Westen gezeigt hat. Er
gilt als eine der Zentralfiguren der modernen Kunst, Kasimir
Sewerinowitsch Malewitsch (1878 - 1935), der mit dem von ihm
entwickelten abstrakten Stil, den er als Suprematismus
bezeichnete, nachhaltigen Einfluss auf die russische
Avantgarde und die Entwicklung der Moderne hatte. Sein
"Schwarzes Quadrat auf weißem Grund" ist zu einer
Jahrhundertkunst-Ikone geworden, und so hängt sie auch in der
Ausstellung: das Schwarze Quadrat (in einer Version von 1923),
das Schwarze Kreuz und der Schwarze Kreis nebeneinander in
einer Kultreihe. Dazu wurde eine russische Ikone aus dem 16.
Jahrhundert beigegeben, in der sich das Schwarz-Weiß-Motiv im
Mantel des Heiligen Nikolaus wiederfindet. Als Ikone ist das
Bild schon in der "Letzten Futuristischen Ausstellung 0,10"
von 1915 aufgetreten. In dieser Ausstellung, in der die ersten
suprematistischen Bilder gezeigt wurden, war das Quadrat genau
in die "Schöne Ecke" gehängt worden, dem Herrgottswinkerl
also. Im Westen ist der Künstler wenn auch mit Verspätung, mit
seiner "absoluten" gegenstandslosen Malerei, die er auf
geometrische Grundformen (Rechteck, Dreieck, Kreis)
zurückführte, zu einem Großmeister aufgestiegen, dessen Bilder
- wenn überhaupt eines auf den Markt kommt - zu Preisen
gehandelt werden, die sich einfache Millionäre nicht leisten
können. In der Sowjetunion mussten die Bilder des
"Formalisten" Malewitsch bald nach seinem Tod (er starb 1935
an Krebs) überhaupt aus den Sammlungen verschwinden. Erst in
den siebziger Jahren gestand das Russische Museum offiziell
zu, überhaupt Malewitsch in den Depots zu haben, aus denen sie
erst langsam mit der Perestrojka ans Licht geholt wurden. Was
dabei hervorgeholt wurde, war zunächst ein Schock. Die
Rückkehr des Abstraktions-Heiligen zur Figuration nämlich,
seine vermeintliche Anbiederung mit Stalins Doktrin des
sozialistischen Realismus. Die Ausstellung, die nun in Wien
gezeigt wird, will auf der Basis der Neuordnung und
Neudatierung ganzer Werkkomplexe, die in den letzten Jahren
erarbeitet wurde, ein neues Gesamtbild des Künstlers und eine
Neubewertung des erstaunlichen nach-suprematistischen Werks
ermöglichen. Darin ist Malewitsch nicht ohne gelegentlichem
Augenzwinkern zu einem Neo-Impressionismus zurückgekehrt, bis
zur Renaissancemalerei (sich selbst malte er 1933 als
Malerfürst). Eine neue Beurteilung dieses Stilpluralismus und
der gleichzeitigen Verfügbarkeit aller Stile konnte wohl erst
nach der Postmoderne entstehen, betonte Kunstforum-Leiterin
Ingried Brugger am Dienstag bei der Pressepräsentation der
Schau und nannte Malewitsch den "ersten Konzeptkünstler der
Moderne". Die Wiener Ausstellung kann so von frühen
symbolistischen und post-impressionistischen Bildern den Weg
über Kubismus und Primitivismus zum Suprematismus zeichnen, zu
figurativen Bildern, die das suprematistische Formvokabular
aufnehmen und die von leuchtender Farbstrahlkraft sind, zu
Themen des sozialistischen Realismus in
neo-impressionistischer Manier, Arbeiterinnen in
Renaissanceposen oder den "Kopf eines modernen Mädchens"
(1923) wo Renaissance, Geometrie und Ikone verschmelzen. Die
Ausstellung ist von einem reichen Begleitprogramm begleitet.
Neben dem Katalog (282 Seiten, 470 Schilling) gibt es auch
einen 24 Seiten starken Kinderkatalog (90 Schilling).
"Malewitsch". Ausstellung des Kunstforums in Zusammenarbeit
mit dem Staatlichen Russischen Museum St. Petersburg. 5.
September bis 2. Dezember im Bank Austria Kunstforum, Wien 1.,
Freyung 8. Täglich 10 - 19 Uhr, Mittwoch 10 - 21 Uhr geöffnet.
Normaleintritt 120 Schilling. Homepage - www.kunstforum-wien.at<
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