(06.01.11)
Winiarzyk
Caroline Heider - Along the Lines 17.11.10 bis 08.01.11
Götterdämmerung
Caroline
Heider arbeitet spielerisch mit der Methode der Faltung entlang
postmoderner Aneignungsstrategien. In der aktuellen Ausstellung „Along
the lines“ verwendet sie vorwiegend gefundene papierene Bildträger in
Form von Fotografie, Katalogen, Zeitungen oder eines leeren
Skizzenbuches. Ihre Vorgangsweise beruht auf der Faltung oder Stapelung
der ausgewählten Objekte, so dass ein Teil des repräsentativen Bildes
oder Textes sich der Sichtbarkeit entzieht und ausgeblendet bleibt. Die
verschiedenen Formen der Ausblendung bewirken auch unterschiedlich
spannende, raumgreifende Lösungen.
In der Arbeit „Auf der Kippe“ bestehend aus einem eleganten braunen Kartonsockel,
auf dem zwei Bände von „Texte zur Kunst“ quer liegen mit einem
weiblichen Antlitz am Umschlag, sind diese so positioniert, dass sie
stets der Gefahr des Absturzes ausgesetzt sind. Zwei rosafarbene
Armreifen aus Plastiksteinen als Symbole der Weiblichkeit ergänzen die
Arbeit und agieren quasi als Falte, wirken bruchartig antifeministisch
oder homophobisch.
Die im Ausstellungskatalog von Andreas Spiegel als
Repräsentationskritik am Bild der Frau rein formalistisch
interpretierte Heidersche Faltungsmethode mutet ethisch nicht
vorbehaltlos an. Besonders wenn die junge Künstlerin in ihrem rabiaten
Drang nach dem „vorbildlichen Stören“ der Ordnung des Kunstbetriebs als
Vorbilder ihrer Arbeiten die Blätter von Felix Gonzales-Torres für ihre
künstlerische Methode und konventionelle kommerzielle Zwecke benutzt.
Es gibt außer ästhetischem Paradigma auch Formen der symbolischen,
universellen menschlichen Emanzipation. Und für diese stehen die
unlimitierten Offsetdrucke des kubanischen Künstlers, die gestapelt
immer wieder produziert werden können und in Ausstellungsorten umsonst
mitzunehmen sind. Sie sind „Andenken“ an seinen an Aids verstorbenen
Freund und sie begründen den ethischen Ethos seiner Kunst. Heider ist
dagegen bloß bemüht in Opposition mit dem Anstand eine konjunkturell
untermalte Störung zu kreieren, die auch ihrem Galeristen seine
Alltagsarbeit erschwert, weswegen das Video „Alice führt durch Vincent“
zumeist ohne Ton läuft. Vorbildlich könnte man allerdings das Display
dieser Ausstellung nennen. Wunderbar gelungen.
Goschka Gawlik
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