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derStandard.at | Newsroom | Kultur | Bildende Kunst 
30. Jänner 2009
12:34 MEZ

Link:
www.kunsthausgraz.at

 

Ausstellungsansicht im Kunsthaus Graz.


Ein Baby-Gorilla im Mefou-Gehege. "Sein Schutz heißt leider Gefangenschaft" , bemerkt Thater.


Respekt statt Dominanz
Die US-amerikanische Künstlerin und Aktivistin Diana Thater setzt mit der Installation "gorillagorillagorilla" ein Zeichen für bedrohte Arten

Graz - Neil und Khan sitzen zusammen. Neil ist Wissenschafter und erzählt vor laufender Kamera von seiner Arbeit, Kahn ist gelangweilt - die beiden kennen einander schon eine Weile. Vielleicht, um die Kamerafrau, vielleicht auch, um sich selbst zu unterhalten, beginnt Kahn, Neil zu imitieren: Die Art, in der sein Freund da sitzt, wie er seinen Kopf hält. Wenn Neil sich ihm zuwendet, sieht Kahn blitzschnell in die andere Richtung und spielt den Unbeteiligten.

Khan ist ein Gorilla, das sollte noch erwähnt werden. Und sein Humor ist eine der Eigenschaften, die die in San Francisco geborene Künstlerin und Aktivistin Diana Thater bei ihm und seinen rund 15 Mitbewohnern im Mefou-Nationalpark in Kamerun beobachtete und festhielt. "Es ist ein Charakterzug, den Menschen fälschlicherweise als menschlich bezeichnen" , erklärt Thater im Standard-Gespräch, "genau wie Altruismus, Mitgefühl, Liebe, Eifersucht, Trauer, das Verwenden von Werkzeugen oder Verspieltheit" . All das können Gorillas.

Seit den 1990ern beschäftigt sie sich mit Tieren und deren medialen Abbildungen. Dabei ging sie mit Zebras und Delfinen auf Tuchfühlung. Diese waren allerdings von Menschen dressiert worden.

Danach filmte Thater eine Woche lang Flachlandgorillas, die vor Wilderern gerettet worden waren, allerdings ihre Eltern verloren hatten, weil es einen florierenden Schwarzmarkt für das Fleisch von Wildtieren gibt. Im Gehege im Mefou-Nationalpark werden Khan und seine Freunde nicht dressiert. Stattdessen spielen die "Eltern" Rachel und Apollinaire -zwei Betreuer, welche die verwaiste Kinderschar im Gehege aufziehen - mit den Affenkindern, kitzeln sie, bis sie lachen, streicheln sie. Thater hat all das auf Super-8- und 16-Millimeter-Film gebannt und in einer stummen Installation insgesamt 300 Minuten Film dem Innenraum der Kunsthaus-Blase auf den Leib geschneidert. Es ist eine Kooperation des Landesmuseums Joanneum mit dem Natural History Museum in London, in dem die Arbeit gorillagorillagorilla im Sommer gezeigt werden wird, zum Darwin-Jahr. Dabei stellt Thater der Rezeptionsgeschichte der Gorillas in der westlichen Welt, die von Angst und Faszination geprägt war, "reine Schönheit entgegen".

Die Rettung der Schönheit

"Menschen denken in Kategorien der Dominanz, doch das bringt Zerstörung. Dominanzdenken hat uns dorthin gebracht, wo wir sind" . Thater glaubt, dass sie mit ihrer Arbeit die Sichtweise von Menschen verändern kann. Während über die Innenhaut der Blase die berührenden, lustigen oder wirklich einfach nur schönen Bilder flimmern, die mit dem Genre Naturfilm nur spielen, um es mit Bildern der Filmerin selbst zu brechen, sagt sie: "Ich erreiche mit meiner Arbeit zumindest ein weiteres Publikum neben dem typischen National Geographic-Lesern: das Kunstpublikum. Vielleicht setzt es sich ja einmal durch, dass man eine Art retten muss - aus dem einzigen Grund, weil sie wunderschön ist." (Colette M. Schmidt, DER STANDARD/Printausgabe, 31.01/01.02.2008)

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