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Sieg der Dinge
Lady Prix Ars Electronica
Na, so ein armes Salathäuptl!
Ironisch, kritisch, sinnlich, skurril, kurios, gesellschaftlich relevant: Alle diese und noch mehr Eigenschaften zeichnen jene Ars-Beiträge aus, die bis 11. September in und nahe bei der Linzer Kunstuniversität zu sehen, zu hören, zu riechen, anzufassen sind. Exzellente Beiträge im Zusammenspiel von Mensch und Computer.

"Oje", sagt jene ältere Linzer Passantin, die im Durchgang der Wasserapotheke vor den acht Plexiglasboxen stehen geblieben ist: "Na, so ein armes Salathäuptl!" Ihre Sorge gilt dem Exemplar "Tokyo", das in seinem arg emissionsbeschlagenen "Biotop" bereits jetzt etwas ramponiert wirkt. Der junge Kopfsalat ist Teil des bemerkenswerten Ars-Beitrages "Garden of Eden" von Thorsten Kiesl, Harald Moder und Timm-Oliver Wilks.

In seiner ökologischen Kompetenz, seinen verständlich vermittelten Inhalten und seiner formal gelungenen Umsetzung ist es eine hervorragende Visitenkarte für den diesjährigen "Campus 2.0". Die Studierenden der "Interface Cultures" behaupten sich gut in jenem Netzwerk europäischer Kunsthochschulen, die hier in der Hauptplatz-8-Dependance aktuelle Resultate ihrer Arbeit zeigen.

Abstraktes überwinden

Organisiert vom Basler Institut HyperWerk, sind auch die Universität der Künste Berlin und die Fachhochschule Potsdam mit Projekten zum Thema "neoanaloges Design" hier in Linz präsent. Wobei der Begriff "neoanalog" wohl ein Paradoxon per se ist: Schließlich geht es in den hier gezeigten Werken eigentlich genau darum, derlei Abstrahierungen zu überwinden. Ausstellungsleiter Mischa Schaub: "Es geht wieder in die materielle Welt. Nicht Artefacte, sondern "Acte facte." Eben.

Diese Ergebnisse von Experimenten an den Schnittstellen von Mensch und Computer lassen sich jedenfalls auch im praktischen Leben anwenden. Egal, ob da tägliche "News" in Strickmuster verwandelt werden, Fingerbewegungen bei einem Computerspiel in wohltuende Massage umgewandelt werden, ein Hamster den Fitnesswahn persifliert, oder digital transferierte Luftverschmutzungsdaten von G7-Hauptstädten in tatsächliche Vergiftung der Salatpflanzerln und deren Erforschung münden.

Rundum Erlebenswertes zwischen Humor und gesellschaftlicher Relevanz.

Noch mehr Inhalte der Ars '07: www.nachrichten.at/kultur/ars

 



OÖnachrichten vom 05.09.2007
 
   



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