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vom 23.03.2007 - Seite 015
Mutige Häutungen eines Etablierten

Peter Kubovsky. Das ist seit vielen Jahrzehnten ein Markenzeichen für gediegene Zeichenkunst. In der Linzer Galerie Thiele zeigt der einstige Leiter der Kunsthochschul-Malereiklasse bis 18. April, dass er bereit ist, Bewährtes über Bord zu schmeißen und nach wie vor das Experiment nicht scheut.

VON IRENE JUDMAYER

Zarte, seismographisch ertastete, fluchtpunktzentrierte Federzeichnungen. Expressiv gesetzte Farbstriche, die sich verdichten zu Körpern, Städten und Landschaften. Das sind jene Techniken, die wir von Peter Kubovsky kennen.

Und nicht nur von ihm: In den 25 Jahren seiner Lehrtätigkeit an der einstigen Linzer Kunsthochschule (heute Kunstuniversität) hat seine Art des Zeichnens viele inspiriert, die heute ebenfalls bekannte Namen haben: darunter etwa Leonhard Lehmann, Susanne Purviance, Christian Sery, Manfred Hebenstreit, Wolfgang Hemelmayr, Therese Eisenmann.

Umso höher ist Peter Kubovsky deswegen sein Bestreben anzurechnen, immer wieder aus dem (verkaufssichernden) Selbstzitat auszubrechen. Bereit zu sein, Bequemlichkeit und Manierismen zu hinterfragen. Den Mut zu haben, die eigenen Sammler auch immer wieder zu verunsichern.

In den neuen Räumlichkeiten der Linzer Traditions-Galerie Thiele (Klosterstraße 16) zeigt der 1930 in Südmähren geborene, seit 1945 in Linz lebende Künstler die aktuellen Stationen seines ewigen Häutungsprozesses.

Die Themen Körper, Stadt, Landschaft hat er beibehalten, ebenso den zeichnerischen Duktus. "Die Malerei als solche interessiert mich nicht", sagt Kubovsky im OÖN-Gespräch: "Ich zeichne mit dem Pinsel." Und zwar direkt vor dem Objekt. In Griechenland (Karpathos) ebenso wie in Urfahr, in der Wachau, im Akt-Atelier.

Geändert hat sich jedoch die Art und Weise seiner Auseinandersetzung: Stark verdünnt trägt er jetzt die Ölfarben auf, übermalt seine Bildflächen immer wieder, bezieht den durchschimmernden Untergrund zwingend in die oft wie zufällig wirkende Komposition ein. Die Darstellungen sind abstrahierter. Körper mutieren zu Landschaften (gut zu sehen im Vergleich der "griechischen Insellandschaft II" mit "Liegender Akt") und manche Landschaften werden zu flirrenden Lichträumen (etwa "Im Weingarten")

Weitere Überraschung: Peter Kubovsky signiert jetzt anders, nämlich einfach mit "PK". Er verrät, dass er dieses Zeichen bereits früher, in seinen Studienjahren, verwendet habe.

Dem manche Besucher sichtlich irritierenden Wagnis zum Experiment stehen in der Galerie Thiele auch zwei Federzeichnungen des "alten" Kubovsky gegenüber: Die Ansichten von "Perinaldo" und "Bordighera", beide aus dem Jahr 1979. Angesichts dieses doch wesentlich leichter Verdaulichen ist Kubovskys Mut zum Ungewohnten noch beeindruckender.

Darum: Viele Hüte ab!

"Für mich bleibt die sichtbare Umwelt nach wie vor der fundamentalste Anlass für eine schöpferische Auseinandersetzung. "

PETER KUBOVSKY

Freischaffender Künstler

Auch in der Malerei ein Zeichner: "Blattwerk" (2006) (Kubovsky)

GALERIENRUNDGANG

Stets spannend: Talentproben angehender Kunstschaffender. Etwa "...u.a. weiße hemden" bis 9. 4. in der Galerie Schloss Mondsee. Kunst-Frischlinge der Textil-Abteilung der Kunstuni zeigen (auch in der Qualität) unterschiedliche Ergebnisse zum Projekt-Thema "weiße hemden". Das "...u.a." im Titel bezieht sich auf andere Ausstellende, die besonders mit schräg verwendeten Textiltechniken wie "Jaquard" überzeugen (darunter G. Petris "Femalecode").

Nur punktuell (etwa mit Wolfgang Horwaths Werken) überzeugt die bis 22. 4. im Nordico laufende Schau mit Ergebnissen von EU-Künstler- Workshops in der burgenländischen Cselley-Mühle. Fazit: Nicht jede bildnerische Äußerung verdient gleich das Kunst-Attribut. (irju)

"Femalecode": Gabriele Petri

Kunst-"Frischlinge" in Mondsee und EU-Bilder im Nordico


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