Salzburger Nachrichten am 5. Dezember 2005 - Bereich:
Wilson-Installation in Mozarts Geburtshaus
Das Museum "Mozarts Geburtshaus" hat seit Montag ein neues Gesicht. Die
Internationale Stiftung Mozarteum hat den US-Regisseur und
Multimedia-Künstler Robert Wilson beauftragt, das Herzstück ihres Museums
umzugestalten. Wilson entwarf für acht Räume in Mozarts Wohnung in der
Getreidegasse ein witziges Ausstellungsdesign, das an mancher Stelle aber
nicht über den Gag hinaus gekommen ist. Eine Holzpuppe mit Mozarts alterslosem Gesicht eines Oberammergauer
Holzschnitzers unter einem neon-blauen Heiligenschein wird das Publikum
empfangen. Dann geht es in einen Raum mit klassischen Porträts der
Familie, daneben von Wilson selbst designte helle Holzstühle und ein
Clavichord, das von selbst spielt. Im nächsten Raum geben Gucklöcher den
Blick auf Miniaturen wie Mozarts Haare, Schmetterlinge und allerlei Kram
frei. Zwei Räume weiter erschießt ein lebensgroßer Jäger aus Holz knallend
einen Papp-Hund auf dem Klavier, und dann gibt es konventionelle
Salzburg-Stiche, die verkehrt herum an den Wänden hängen. Am Schluss
verlässt eine Mozart-Sängerin die Hinterbühne und tritt ins grelle
Scheinwerferlicht einer nicht einsehbaren Bühne der Welt. Wilson sagte, er
habe etwas Witziges für alle Leute machen wollen, "schließlich können
derartige Museen wie Mozarts Geburtshaus auch schrecklich langweilig
sein." 360.000 Euro hat die Umarbeitung des Museums gekostet, die Stiftung
rechnet mit etwa 350.000 Besuchern im Mozartjahr. Stephan Pauly,
künstlerischer Leiter der Stiftung, sagte, dass die Stiftung ihrem
ureigentlichen Auftrag, nämlich das Erbe Mozarts zu erhalten und zu
pflegen, auch weiterhin nachkomme. "Aber daneben wollen wir Mozart mit der
zeitgenössischen Kunst konfrontieren, und zwar auf allen Ebenen. Angst,
unser Publikum damit vor den Kopf zu stoßen, haben wir nicht. Im
Gegenteil, bisher haben wir vor allem im Konzertbereich positive
Rückmeldungen bekommen." |