VN Di, 3.12.2002

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Kultur 

Akte und Arbeit - geht das?

Die Annäherung von Wirtschaft und Kunst verläuft nicht immer konfliktfrei

Hohenems (VN-cd) Auf dem Weg ins Office auf einen gemalten Frauenakt blicken zu müssen, das ist einigen Mietern im Zentrum "At & Co" in Hohenems nun etwas zu bunt geworden. Sie fordern nackte Wände statt nackter Haut. Zumindest dort, wo kein Ausweichen möglich ist. Eine begrüßenswerte Kunst-Initiative hat den ersten Konflikt auszutragen.

Sigrid Hutter zählt zu den Vorarlberger Künstlerinnen jüngerer Generation. Ihre Arbeiten - vor allem die Akte - waren bislang von feministischem Engagement gekennzeichnet. Im Allgemeinen sind sie es immer noch. Hutters Frauen treten ihren Betrachtern selbstbewusst entgegen, zuweilen thematisiert bzw. demaskiert sie auch voyeuristische Begierden. "Die Bilder haben nichts Sexistisches", meint die Künstlerin, "und sie verletzen auch nicht die Würde der Frau."

Eine alte Frage

Mit Vertretern der "Prisma"-Unternehmensgruppe,

die das Haus verwaltet und die Kunst-Initiative startete, sei der Inhalt der Ausstellung abgesprochen worden. Im Klartext: Man wusste, was an die Wände kommt.

Eine gute Woche nach der Ausstellungseröffnung regt sich nun Widerstand. Es geht jetzt letztlich um die alte Frage, ob und welche Rücksichten bei Ausstellungen außerhalb von Galerie- und Museumsräumlichkeiten zu nehmen sind. "Prisma"-Geschäftsführer Egon Hajek steht nach wie vor hinter seiner Entscheidung, die zur Eröffnung der Schau führte.

Keine Konfliktscheu

Er scheut sich nicht vor Konflikten, will ihnen nicht aus dem Weg gehen, andererseits "die Leute aber auch nicht von vornherein vor den Kopf stoßen". Man versucht sich mit der Künstlerin auf die Umhängung einiger Exponate zu einigen. Er wünscht sich, dass vor allem das schöne Atrium des Gebäudes ein Podium für zeitgenössische Kunst wird. "Hier arbeiten Leute mit Kompetenzen im Bereich der Wirtschaft, die vielleicht noch keinen Zugang zur Kunst gefunden haben. Wir möchten Kunst und Wirtschaft zusammenbringen." Das könne auf ganz unterschiedliche Weise geschehen, so Hajek. Im Competence Center Rheintal in Lustenau hat man etwa jungen Graffitikünstlern einen Auftrag beschert.

Für "At & Co" soll - auch in Absprache mit Kunstfachleuten - noch ein Weg gefunden werden. Hajek kann sich auch Ausstellungen mit Videoarbeiten gut vorstellen und glaubt trotz der ersten heftigen Diskussionen an die Möglichkeit einer gewinnbringenden Annäherung und Auseinandersetzung.

Arbeiten der Vorarlberger Künstlerin Sigrid Hutter im Zentrum "At & Co" in Hohenems.

Ich gehe Konflikten nicht aus dem Weg, will die Leute aber nicht vor den Kopf stoßen.

EGON HAJEK "PRISMA"

Die Bilder haben nichts Sexistisches und sie verletzen auch nicht die Würde der Frau.

SIGRID HUTTER KÜNSTELRIN




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