Vor fünf Jahren konnte das Pariser Centre Pompidou die
wohl größte bisherige Fernand-Léger-Retrospektive zusammenstellen. Das
räumlich beengte Rupertinum füllte für seine diesjährige Sommerschau drei
ganze Etagen mit Ölbildern, Gouachen, Zeichnungen - vom Selbstporträt aus
1906 bis zu den Entwürfen für Schweizer Kirchenfenster kurz vor dem Tod
des in aller Welt gesammelten Künstlers im Jahr 1955.
Weil der 1881 geborene französische Bauernsohn nach
seiner Heimkehr aus dem amerikanischen Exil nach dem Krieg der KPF
beitrat, blieb sein Schaffen lange aus politischen Gründen umstritten.
Léger werkte dennoch für zwei Kirchenausstattungen in der Schweiz.
In Salzburg präsentierte schon 1990 der Kunsthändler
Thomas Salis eine kleine Léger-Schau. Die in Paris lebende Maler-Tochter
Caroline Messensee trug nun mit der Rupertinum-Chefin Agnes Husslein
Leihgaben im kleineren Format zusammen. So aus dem staatlichen
Léger-Museum in Biot (Alpes-Maritimes), der Fondation Maeght, dem
Picasso-Museum Paris, dem Stedelijk Museum Amsterdam, aus Peggy
Guggenheims Collection in Venedig und - eine besondere Verführung - aus
vielen Handelsgalerien und Privatsammlungen.
Gemälde und Arbeiten auf Papier sind der Chronologie nach
aufgefädelt, verweisen nebeneinander aufeinander - ein angenehmer, auch
lehrreicher Effekt. Ein recht untypisches Triptychon dominiert eine
Stirnwand: "Große Kometenschweife" (1930), das sind scheinbar sphärisch
aufgewölbte Flächen, die so zufallsgeneriert erscheinen wie Mikroben
unterm Mikroskop. Makrokosmos und Mikrokosmos: ein Mystikerkonzept.
Die Passage an den Bildern vorbei garantiert viele
Déjà-vu-Erlebnisse. Da grüßen Braque und Picasso aus Kubistentagen,
Malewitsch, Le Corbusier (sein Freund) und das Bauhaus als Anreger,
Vorbilder, Mitbeweger einer Moderne, die bald Ballett und Film eroberte.
Auffallend das soziale Interesse am Menschen: Zweisamkeit, Familie,
Kameradschaft als Themen. Der Ideologie nach nie ein Abstrakter, füllte er
doch viele Formate mit Flächen, die nur mehr Echos geben aus der Welt der
Gegenstände.
Mit den Jahren fand er zu einem unverwechselbaren
Figurenstil: Körper, die sich organisch über ihre Grenzen ausweiten, mit
andren verschränken, Stilleben aus Gebrauchs-Trödel, etwa einem Samowar,
in all seine Teile zerlegt. Spät hat er Arbeiter in ruhiger Würde
stilisiert - und Zirkusleute in einer archaischen Zivilisationsferne.
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Bis 20.Oktober, täglich 10 bis 18 Uhr, Mittwoch bis 21
Uhr.
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