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02.08.2002 - Ausstellung
Großer Fortschritt im kleineren Format
Fernand Léger: Eine einladende Sommerausstellung von internationalem Format im Rupertinum Salzburg.


Vor fünf Jahren konnte das Pariser Centre Pompidou die wohl größte bisherige Fernand-Léger-Retrospektive zusammenstellen. Das räumlich beengte Rupertinum füllte für seine diesjährige Sommerschau drei ganze Etagen mit Ölbildern, Gouachen, Zeichnungen - vom Selbstporträt aus 1906 bis zu den Entwürfen für Schweizer Kirchenfenster kurz vor dem Tod des in aller Welt gesammelten Künstlers im Jahr 1955.

Weil der 1881 geborene französische Bauernsohn nach seiner Heimkehr aus dem amerikanischen Exil nach dem Krieg der KPF beitrat, blieb sein Schaffen lange aus politischen Gründen umstritten. Léger werkte dennoch für zwei Kirchenausstattungen in der Schweiz.

In Salzburg präsentierte schon 1990 der Kunsthändler Thomas Salis eine kleine Léger-Schau. Die in Paris lebende Maler-Tochter Caroline Messensee trug nun mit der Rupertinum-Chefin Agnes Husslein Leihgaben im kleineren Format zusammen. So aus dem staatlichen Léger-Museum in Biot (Alpes-Maritimes), der Fondation Maeght, dem Picasso-Museum Paris, dem Stedelijk Museum Amsterdam, aus Peggy Guggenheims Collection in Venedig und - eine besondere Verführung - aus vielen Handelsgalerien und Privatsammlungen.

Gemälde und Arbeiten auf Papier sind der Chronologie nach aufgefädelt, verweisen nebeneinander aufeinander - ein angenehmer, auch lehrreicher Effekt. Ein recht untypisches Triptychon dominiert eine Stirnwand: "Große Kometenschweife" (1930), das sind scheinbar sphärisch aufgewölbte Flächen, die so zufallsgeneriert erscheinen wie Mikroben unterm Mikroskop. Makrokosmos und Mikrokosmos: ein Mystikerkonzept.

Die Passage an den Bildern vorbei garantiert viele Déjà-vu-Erlebnisse. Da grüßen Braque und Picasso aus Kubistentagen, Malewitsch, Le Corbusier (sein Freund) und das Bauhaus als Anreger, Vorbilder, Mitbeweger einer Moderne, die bald Ballett und Film eroberte. Auffallend das soziale Interesse am Menschen: Zweisamkeit, Familie, Kameradschaft als Themen. Der Ideologie nach nie ein Abstrakter, füllte er doch viele Formate mit Flächen, die nur mehr Echos geben aus der Welt der Gegenstände.

Mit den Jahren fand er zu einem unverwechselbaren Figurenstil: Körper, die sich organisch über ihre Grenzen ausweiten, mit andren verschränken, Stilleben aus Gebrauchs-Trödel, etwa einem Samowar, in all seine Teile zerlegt. Spät hat er Arbeiter in ruhiger Würde stilisiert - und Zirkusleute in einer archaischen Zivilisationsferne. hai

Bis 20.Oktober, täglich 10 bis 18 Uhr, Mittwoch bis 21 Uhr.



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