Hauptausgabe vom 31.05.2002 - Seite 009
Auf den Moment geronnene bunte Zeitabläufe

VON FRANZ THEK

Es gibt sie, die malenden Zeitgenossen, die sich in ihrer Arbeit keinen stilistischen wie technischen Grenzen unterordnen und die eventuell zu transportierenden Botschaften nicht ins Zentrum ihres Werkes platzieren. Ein solcher, der nicht mit Zaunpfählen winkt, ist der Linzer Künstler Thomas Strobl.

In seiner Ausstellung "Stilmittel" bei Thiele dokumentiert er anhand von über 30 Ölbildern seine Sicht der Dinge und lässt dem Betrachter noch Freiraum, eigene Gedankenstriche einzubringen. Strobl liebt scheinbar die Bewegung, die er mit impulsivem Pinsel auf Leinwand oder Papier auf den Moment reduziert. Die kräftigen Farben sind als Signale gesetzt, die eine Kommunikation zwischen Werk und Beobachter möglich machen.

Selbst kühle Ruhe unterliegt temporalen Schwankungen, und Flächiges wird durch aufgeregte Interferenzen gebrochen. Einen Schritt weiter geht Strobl mit Beispielen aus seinem Zyklus "Alle Neune". Ein Bild teilt sich durch neun und wird somit zu einem Strip, der in seinen Abläufen wieder ein Ganzes ergibt.

Eines der "Hauptbilder" hat der Künstler William Turner gewidmet, was den Galeriegänger zu Vergleichen animiert. Ein Sinnspiel, bei dem man etwa durch Ansicht von "White River Junction" an den Expressionismus eines Monet erinnert wird. Womit man wieder beim Anfang wäre, wo die temporären Einflüsse das Gegenständliche zur Auflösung bringen. Was bleibt, ist die Erinnerung.

Bis 13. Juni in der Linzer Galerie Thiele, Coulinstr. 3. Di.-Fr. 10-12 und 15-19, Sa., 10-12 Uhr. Tel. 0732 / 66 66 66.


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