Kulturpolitischer Akzent

"Wir sehen im Bereich der bildenden Kunst und gerade mit dieser Ausstellung, wie intensiv die Kommunikation, der Austausch zwischen Russland und dem restlichen Europa gewesen ist", so Kunsthallen-Direktor Carl Aigner.
Von Kristina Pfoser.


Eine repräsentative Ausstellung zum Russischen Realismus zeigt die Kunsthalle Krems erstmals in Österreich in Zusammenarbeit mit dem Russischen Museums in St. Petersburg. "Russland - Repin und die Realisten" unter diesem Titel werden über 50 Werke von Ilja Repin, dem wohl bedeutendsten russischen Künstler des 19. Jahrhunderts und seiner Zeitgenossen aus der Gruppe der so genannten "Wandermaler" gezeigt. Eröffnet wird die Schau am Samstag und ist bis 2. Juni zu sehen.

"Mina Moissejew", Iwan Kramskoi, 1882 (Zum Vergrößern anklicken) / ©Bild: Staatliches Russisches Museum

Szenen aus dem bäuerlichen Leben und aus dem russischen Alltag, großformatige Landschaftsbilder, Porträts - weder idealisierend-
verklärend noch romantisierend - die Schönheit der Wahrheit war die zentrale These der so genannten Peredwischniki, der "Wandermaler" im Russland der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts.

Forderung nach realer Darstellung

Inspiriert von revolutionären Theoretikern wie Tschernyschewski und Belinski forderte diese Gruppe eine Malerei, die das wirkliche Leben des Volkes zum Gegenstand hat.

"Die Kunst hatte einen starken politischen Auftrag zum Inhalt. Es gibt von Ilja Repin einen Ausspruch, der sehr interessant ist. Er hat einmal gesagt: 'Die Wirklichkeit ist viel zu empörend, um sich mit ruhigem Gewissen mit Strickmustern zu befassen.'. Das sagt, glaube ich, alles", so Ausstellungskurator Tayfun Belgin.

Interesse am Proletariat

Der Armut des Industrie-Proletariats galt das Interesse der Wandermaler - allen voran: Ilja Repin, der in seiner Heimat bis heute wohl populärste russische Künstler des 19. Jahrhunderts.

"Repin ist insofern der bedeutendste Künstler, weil er die Themen seiner Zeit in sehr bedeutenden Gemälden zusammengefasst hat. Er stellt sie als eine Art Inbegriff dar. Wenn wir uns also ein Bild von Arbeitern machen wollen - z.B. die Wolgatreitler oder die Wolgaschlepper -, dann ist auf den Bidlern Repins zu sehen, wie mit antiquierten Methoden in der modernen Zeit gearbeitet wurde. Das ist es, was bei Repin bedeutend ist: Er bringt alles auf den Punkt. Und dieser Punkt bietet uns mehr als nur pure Ästhetik", so Belgin.

Auch "Wanderer" vertreten

Das Bild "Die Wolgatreitler", das Hauptwerk der Schau, wird ab 1. Mai zu sehen sein. Rund um Ilja Repin sind die Arbeiten der anderen "Wanderer" gruppiert: Iwán Kramskói, Wassíli Perów, Wladímir Makówski, Iwan Schíschkin, Wassíli Súrikow, Isaak Lewitan, und Archip Kuindschi.

"Erntezeit", Grigori Mjassojedow, 1887 (Zum Vergrößern anklicken) / ©Bild: Staatliches Russisches Museum

"Zu den Highligts der Ausstellung zählen auch die Werke von Mija Sojedev. Es sind auch einige hervorragende Porträts zu sehen, weiters wird auch Ivan Schischkin, der russische Landschaftsmaler des 19. Jahrhunderts, aber auch einer der bedeutendsten in Europa, gezeigt. Das sind Konstanten: Wenn man eine Ausstellung zum russischen Realismus macht, darf man diese Bilder nicht außer Acht lassen", erklärt der Kurator. Ein solches Beispiel ist auch das Plakatmotiv "Welch eine Weite", das - gespiegelt in der Unruhe des Meeres - die Unruhe in der Gesellschaft symbolisiert.

Kulturpolitischer Akzent

"Die Studentin", Nikolai Jaroschenko, 1880 (Zum Vergrößern anklicken) / ©Bild: Staatliches Russisches Museum

Die Kunsthalle Krems will mit der Ausstellung "Russland - Repin und die Realisten" einen besonderen kulturpolitischen Akzent setzen. Es zeigt sich, wie intensiv die Künstler hier Auseinandersetzungen und Diskurse geführt haben. Es fand in einem Ausmaß statt, das uns heute in der Diskussion um die europäische Einheit, um die Integration von Russland in die NATO sowie in der Annäherung Russlands an die EU viele Aspekte vermittelt. Wir sollten nicht so tun, als ob wir von vorne beginnen müssten", erklärt Carl Aigner, der Direktor der Kunsthalle.

Tipp

"Russland - Repin und die Realisten", Kunsthalle Krems, 2. März bis 2. Juni.

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