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Trügerischer Himmel: Heiter bis wolkig

13. Jänner 2011, 17:57

"Das Blaue vom Himmel" platziert Peggy Buth im Foyer der Arbeiterkammer

Wien - Kunst, die den Betrachter allzu sehr involviert oder gar echauffiert, kann man hier nicht brauchen. Negative Erlebnisse und Ärger sind ja schließlich oft der Auslöser für einen Besuch in der Arbeiterkammer. Und so sind die künstlerischen Eingriffe im Foyer des Beratungszentrum bisher meist eher dezent geraten; präsentieren sich mehr als angenehm gestaltete Kulisse denn als sich in den Vordergrund drängende Kunst. Statt zu stören, regt sie Anregungswillige an. Für noch Neugierigere liegt ein Folder auf.

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Öffentlichkeitswirksamer waren freilich die Plakatprojekte (etwa die Serie Arbeitswelten 2001-2005), die im öffentlichen Raum vor dem Gebäude in der Prinz-Eugen-Straße auch Passanten involvierte; allerdings ist der Zustand des Wartens gute Gelegenheit zu (ablenkender) Kontemplation. Nach Misha Stroj und Olaf Nicolai hat nun die Berliner Künstlerin Peggy Buth (Jg. 1971) sechs wandfüllende Himmelsbilder installiert.

Was den blauen Himmel zum Sinnbild des Träumens macht sind neben der großen, schier alles ermöglichenden Weite des Himmelszelt sicher auch - falls vorhanden - seine Wolken. Von Schäfchen bis Giraffen kann man so viel Positives in sie hineinträumen wie die Vorstellungskraft her gibt; vielleicht tragen die weißen Watteschiffe den Träumer auch gleich bis in die Ferien?

Diese vom blauen Himmel geweckten Reiseassoziationen verknüpft Buth mit den aus Reisekatalogen entnommenen Aufnahmen: "Aufgeblasen" wird in den groben Pixeln ihre Gemachtheit, die Konstruktion des Stoffs aus dem die Träume sind, deutlich. Trügerisch auch das Blau, Farbe der Zufriedenheit und Unendlichkeit, die es beim Druck eigentlich nicht gibt, sondern das sich aus Farbrasterpunkten zusammensetzt. Das Blaue vom Himmel: eine lügende Mogelpackung.

Denn die von Reiseveranstaltern geschürten Sehnsüchte zerplatzen oft. Auch darauf können Buths sich teilweise sogar in schwefliges Gelb verfärbende, unheilvolle Himmel verweisen, die an Gewitterwolken denken lassen. Auf diese Fährte des Reisens führt jedoch erst der Text im Folder. Für sich allein stehend, bleibt der Kontext der Fotografien allzu sehr im Bereich des Diffusen.

Die monomediale Arbeit ist untypisch für Buth, die sonst in den verschiedensten Medien umfassenden Installationen realisiert. Darin werden komplexe Zusammenhänge, wie etwa ihre zahlreichen Kolonialgeschichte und Wissenshierarchien thematisierenden Arbeiten deutlicher. (Anne Katrin Feßler / DER STANDARD, Printausgabe, 14.1.2011)

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