Salzburger Nachrichten am 24. Oktober 2005 - Bereich: Kultur
VIENNALE
Danny Glover Der Erfolg hat Danny Glover nie bequem gemacht. Im Gegenteil. Das
politische Engagement des 59-jährigen Schauspieles (Lethal Weapon, The
Royal Tennenbaums) für Menschenrechte und gegen die Diskriminierung der
Afroamerikaner in den USA ist ungebrochen. Er spricht beim
Welt-Sozialforum und lässt sich auch schon mal bei einer Demo verhaften.
"Wie groß der Graben in den USA zwischen Weißen und Afroamerikanern ist,
hat zuletzt New Orleans gezeigt", sagte Glover im SN-Gespräch in Wien. Er
spielt mit "Manderlay", Lars Von Triers zweitem Teil seiner
Amerika-Triologie , der bei der Viennale gezeigt wurde und in Österreichs
Kinos kommen wird. "Jene, die nichts hatten - und das waren vor allem Afroamerikaner - blieben auf der
Strecke", betonte der Hollywood-Schauspieler. "Sie hatten keine großen
Autos, um wegzufahren." Gezeigt habe das vor allem, dass "wir in einer
Welt leben, in der der größte Welt Konsum ist. Wir haben keine Bürger mehr
sondern Konsumenten". Nach außen hin zeige Amerika der ganzen Welt ein
Bild des Wohlstandes, doch wenn etwas passiere, kämen alle Widersprüche zu
Tage. Da helfe nur eines: "Die Opfer dieses Systems müssen ermutigt und
bestärkt werden." Und dafür brauche es einen echten, Dialog, die
Bereitschaft, auch wirklich zuhören zu wollen, was sie sagten. "Sonst
bleibt es weiter nur bei der Propaganda, die dir suggeriert, dass eh alles
in Ordnung ist." Auch "Manderlay" setzt sich - wie schon der erste Teil
der Trilogie ("Dogville") - äußerst kritisch mit den USA auseinander. In
dem neuen Film geht es um die unaufgearbeitete Geschichte der Sklaverei.
Ort und Zeit: Die Südstaaten in den 1930er Jahren. Grace, die Hauptfigur
aus "Dogville" (statt Nicole Kidman nunmehr von Bryce Dallas Howard
gespielt), will Afroamerikanern helfen, die auf einer Plantage wie Sklaven
gehalten werden, obwohl die Sklaverei schon seit 70 Jahren abgeschafft
ist. Grace befreit die Arbeiter und bringt ihnen volle Selbstbestimmung
und Demokratie. Wie schon in "Dogville" scheitert sie aber daran - Gut
gemeintes endet böse. Am Schluss schlägt sie sogar den Sklaven, dem sie
anfangs zu Hilfe geeilt ist. Es ist Von Triers Sinnbild für die USA, die
Demokratie exportiert und daran scheitert - Beispiel Irak. Glover spielt den Sklavenanführer Wilhelm. "Manderlay hat ein pessimistisches Ende",
sagt er. Zugleich zeige der Film aber das weite Feld der Widersprüche
innerhalb der USA. Wie er zu Von Triers These im Film stehe? "In diesen
vielen Widersprüchen muss es erlaubt sein, bestimmte Fragen zu stellen.
Und vielleicht ist die Idee eines Demokratie-Exports schon ein Widerspruch
in sich selbst." Ob er wieder einen Film mit Lars Von Trier drehen würde?
"Sofort. Ich wäre stolz darauf. Es war eine großartige
Zusammenarbeit." MARIA ZIMMERMANN |