Salzburger Nachrichten am 18. Juni 2005 - Bereich: kultur
Interview HEDWIG KAINBERGER
Der Wiener Museumsberater Dieter Bogner war Vorsitzender jener Jury,
die aus den 39 Bewerbungen für den Direktorsposten des Museums der Moderne
in Salzburg zwei Kandidaten empfohlen hat. Einer davon, Toni Stooss, wird
am 1. Jänner 2005 Nachfolger Agnes Hussleins. Zuvor war Bogner in die
Konzeption des Museums der Moderne eingebunden. Er berät das Salzburger
Museum Carolino Augusteum (SMCA). Seit 25. Jänner ist er von Landeshauptfrau-Stellvertreter Wilfried
Haslauer (ÖVP) beauftragt, bis Spätherbst den Ist-Zustand der Salzburger
Museen zu ermitteln und ein "Museumsleitbild" zu formulieren. Was erheben Sie für diese Studie? Bogner: Quantitative und qualitative
museologische Rahmenbedingungen, unter welchen die Salzburger Museen ihre
Arbeit leisten. Das beginnt bei der Analyse des Raum- und
Funktionsprogramms sowie der technischen Einrichtungen und reicht bis zur
Sammlungsstruktur und dem Ausstellungsprogramm. Wer weiß, über wie viele
Quadratmeter Nutzflächen alle Museen verfügen, wo Strukturprobleme und
Synergien zu identifizieren sind?Wo ist Nachholbedarf? Bogner: Über
Jahrzehnte wurde in die Museen nicht investiert. Kein Unternehmer könnte
sich das leisten. Mit dem SMCA und dem MdM hat das Land begonnen,
Versäumtes nachzuholen und in großem Stil in Museen und in den
Kulturstandort Salzburg zu investieren. Jetzt muss dem ersten Schritt ein
zweiter Folgen: der Ausbau kultureller Vielfalt durch Vernetzung der
großen mit den mittleren und kleinen Einrichtungen.Welche drei Wünsche
hätten Sie für Salzburgs Museen? Bogner: Dass die Salzburger Bevölkerung
den Ausbau der Museen zum Anliegen macht, weil im Wissen um Vergangenheit
sich Zukunft erschließt, ebenso wie durch Involvieren in zeitgenössische
Kunst. Dass dadurch der Qualitätsdruck zu- und der inhaltsleere Quotendruck
abnimmt. Dass die Museen so ausgestattet werden, dass sie die an sie gestellten
Anforderungen erfüllen können. |