Ein Realist

Ilja Repin ist als Maler der wichtigste Chronist des russischen Lebens an der Schwelle zum 20. Jahrhundert.


Ilja Efimovich Repin wurde 1844 in der kleinen ukrainischen Stadt Tchuguev geboren. Er entstammte einer Militärfamilie. Als Kind wurde er zum Ikonen-Maler ausgebildet. Im Alter von 19 Jahren begann er sein Studium an der St. Petersburger Akademie.

Ilja Repin, Selbstporträt, 1878 (Zum Vergrößern anklicken) / ©Bild: Staatliches Russisches Museum
Ilja Repin, Selbstporträt, 1878 (Zum Vergrößern anklicken) / ©Bild: Staatliches Russisches Museum

Seine Ankunft in der Hauptstadt des zaristischen Russland fiel mit einem wichtigen Ereignis des Kunstlebens in den 60er Jahren des 19. Jahrhunderts zusammen: dem so genannten "Aufruhr der 14". Damals verließen 14 junge Künstler die Akademie, weil sie sich weigerten, mythologische Themen für ihre Abschlussarbeit zu verwenden. Sie vertraten den Standpunkt, dass Kunst mit dem realen Leben zu tun haben sollte. Repin war später mit einigen dieser Maler eng verbunden. Für sein Diplom-Werk (1871) wurde Repin mit der Großen Goldmedaille ausgezeichnet und erhielt ein Auslandsstipendium.

Erster Erfolg und Reisen

Das Gemälde "Wolgatreidler" (1870-1873) war das erste beachtliche Werk Repins nach dem Abschluss des Studiums und wurde bald bekannt.

"Wolgatreidler", Ilja Repin, 1870-1873 (Zum Vergrößern anklicken) / ©Bild: Staatliches Russisches Museum

Im Jahr 1873 begann der junge Künstler seinen Auslands-Aufenthalt. Mehrere Monate verbrachte er in Italien, danach ging er nach Paris, wo er bis 1876 blieb. Hier erlebte er die erste Ausstellung der Impressionisten. Wie man aus seinen damaligen Werken und aus seiner Korrespondenz weiß, gehörte er nicht zu den Anhängern der neuen Pariser Kunstrichtung. Obwohl er nicht der Meinung einiger seiner Landsleute war, dass der Impressionismus den "Abschied von der Realität" bedeute.

Rückkehr nach Russland

Nach seiner Rückkehr nach Russland ließ sich Repin in Moskau nieder. Er war damals ein häufiger Besucher auf dem Landsitz des berühmten prominenten russischen Mäzens Savva Mamontov. Es war dies seine fruchtbarste Schaffensperiode. In einem Zeitraum von etwa zwölf Jahren schuf der Künstler die meisten seiner berühmten Werke.

1877 begann er religiöse Prozessionen - krestny khod - zu malen: so u.a. "Prozession in Kursk" (1880-83). Die Komposition basiert auf dem Effekt des unterschiedlichen Ausdrucks der Prozessionsteilnehmer. Von diesem Bild gibt es zwei Fassungen. Die zweite, 1883 vollendet, gilt als die berühmtere.

Revolutions-Themen

Mehrere Gemälde Repins, die sich mit dem Thema Revolution auseinandersetzen, verdienen besondere Beachtung, denn der Maler war an sozialer Gerechtigkeit interessiert. Die Palette sozialer, geistiger sowie psychologischer Probleme offenbart sich u.a. in seinen Bildern "Unerwartete Rückkehr" (1884) und "Ablehnung der Beichte" (1879-1885).

Bedeutende Porträts

Zum bedeutenden Teil seines künstlerischen Erbes zählen Repins Porträts. Die Dargestellten werden in realistischer Weise gezeigt: so u.a. der Komponist Modest Mussorgsky (1881), der Dichter Afanasy Fet (1882) oder Leo Tolstoi (1887).

Selten malte er historische Gemälde. Das berühmteste aus diesem Genre ist "Iwan der Schreckliche und sein Sohn Ivan" (1895). Die bedeutendste Periode im Schaffen Ilja Repins war das letzte Viertel des 19. Jahrhunderts, obwohl sein Schaffen bis in das 20. Jahrhundert reicht. Allerdings entstanden später keine Meisterwerke mehr.

1917 nach Finnland

Nach der bolschewistischen Revolution 1917 lebte und arbeitete Ilja Repin in seinem Landsitz Penates in Finnland. Er starb im Exil 1930 im Alter von 86 Jahren. Auf dem Landsitz befindet sich heute ein Museum, das dem großen russischen Realisten gewidmet ist.

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