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Gemäldegalerie der Kunstakademie öffnet wieder

22.09.2010 | 14:05 |  (DiePresse.com)

Nach fast zwei Jahren Pause ist die Gemäldegalerie der Akademie der bildenden Künste Wien ab Donnerstag wieder öffentlich zugänglich. Neben alten Meistern wird in den "xhibit"- Räumen nun auch Zeitgenössiches gezeigt.

Nach fast zweijähriger Schließung zeigt die Gemäldegalerie der Akademie der bildenden Künste Wien ab Donnerstag ihre weltberühmten Schätze in renovierten Räumen und mit zeitgemäßen Sicherheitsstandards. 27 Jahre nach der letzten umfassenden Renovierung der Galerie sei damit "ein Meilenstein" gelungen, sagte Rektor Stephan Schmidt-Wulffen. Vor allem auch deswegen, weil nun in den Räumen neben der Gemäldegalerie unter dem Titel "xhibit" Platz für zeitgenössische Präsentationen und Ausstellungen des Kupferstichkabinetts zur Verfügung stehen. Sie sollen "in einem fruchtbaren Dialog" bespielt werden, so Schmidt-Wulffen.

Wie zuvor betragen die Schauräume der Gemäldegalerie 900 Quadratmeter, auf ihnen werden rund 170 Spitzenwerke der ein Vielfaches umfassenden Sammlung gezeigt. Durch Wegfall bisheriger Stellwände geht jedoch rund ein Drittel an Hängungsmöglichkeit verloren. "Früher konnten wir ganze Zyklen zeigen, nun ist es eine deutlich auf das Meisterwerk konzentrierte Präsentation", sagte die Direktorin der Gemäldegalerie, Renate Trnek.

Dazugewonnen hat die Gemäldegalerie jedoch ein 400 Quadratmeter umfassendes Depot sowie ein großzügiges gemeinsames Foyer, von dem aus auch die 600 Quadratmeter großen "xhibit"-Säle begehbar sind. In ihnen waren früher Restaurierateliers, Verwaltungsbüros, aber auch eine Malklasse untergebracht. Die erste, "Attitude and Canon" genannte Ausstellung eröffnet Mittwochabend gemeinsam mit der Gemäldegalerie. Ihre aus dem laufenden Uni-Budget für Projekte finanzierte künftige Bespielung soll gemeinschaftlich programmiert werden, sagte der Rektor. Die Sicherheitsstandards ermöglichten auch den Einbezug in allfällige Großausstellungen der Gemäldegalerie.

Direktorin Trenk tritt mit Jahresende zurück

Der hausinterne Dialog dürfte noch verbesserungswürdig sein, wie bei der vormittägigen Pressekonferenz deutlich wurde: Renate Trnek, Direktorin der Gemäldegalerie, kündigte ihren Rücktritt mit Jahresende an, zwei Jahre vor Auslaufen ihres Vertrages. Ihr Job wird ausgeschrieben.

"Es ist eine Müdigkeit, die sich einstellt, wenn man lange für eine Sache kämpft und dann am Ende feststellen muss, dass sich nichts geändert hat", begründete Trnek auf Nachfrage ihren Schritt. Ganz anders der Rektor: "Wir sind sehr stolz darauf, was sich geändert hat."

Hintergrund dieser Auffassungsunterschiede ist die Stellung der auf eine 1822 vorgenommene Schenkung des Grafen Lamberg-Sprinzenstein zurückgehenden Gemäldesammlung innerhalb der Akademie. Trotz der außerordentlichen Werke - u.a. das "Jüngste Gericht" von Hieronymus Bosch und Gemälde von Botticelli, Tizian, Rubens und Rembrandt -, mit denen sie die Gemäldegalerie auch kulturtouristisch positionieren konnte, habe sie in den hausinternen Diskussionen "den Charakter des Lehrmittelkabinetts" nicht vollständig ablegen können, so Trnek. Sie freue sich sehr über die Schaffung der neuen "xhibit"-Räume, habe aber einen Diskurs über ihre künftige Bespielung, Positionierung und Finanzierung vermisst.

Rund 2,5 Millionen Euro Umbaukosten

Die Baumaßnahmen haben laut Schmidt-Wulffen rund 2,5 Millionen Euro gekostet und wurden großteils von der Universität selbst und vom Bauherr, der Bundesimmobiliengesellschaft (BIG), getragen. Nur kleine Etappen hätte das Wissenschaftsministerium übernommen, beklagte der Rektor, der auf weitere, dringende Renovierungen, die jedem Besucher auf dem Weg in den ersten Stock des Hauses ins Auge fallen, aufmerksam machte: "Wir kämpfen nachdrücklich darum, dass das Haus, das seit 1875 eine permanente Baustelle ist, umfassend saniert wird. Was die Bundesregierung an Einsparungen für die Universitäten plant, führt de facto in ein Debakel." Die Kosten für eine umfassende Generalrenovierung inklusive notwendiger Zubauten bezifferte Schmidt-Wulffen auf rund 50 Millionen Euro.

 


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