Kultur

Neues im Reich des Sammlerkönigs

27.06.2007 | SN
Leopold Museum: Leihgaben aus Francesca von Habsburgs Sammlung, Zeichnungen von Paul Rotterdam

ERNST P. STROBL Wien (SN). Da glaubt man, er habe schon alles, aber so ist es nicht. Rudolf Leopold, Hausherr im Leopold Museum im Wiener Museumsquartier, kann Ergänzungen brauchen. Im aktuellen Fall hat der Sammlerkönig in der Collection von Francesca von Habsburg gestöbert und von der Teilerbin der berühmten Sammlung ihres Vaters ein paar "Filetstücke" erhalten. Die 17 Werke - 14 Ölgemälde und drei Grafiken - bilden in den Augen des Professors die ideale Ergänzung zur Sammlung seines Hauses. Francesca von Habsburg stellt die Arbeiten für vier Jahre dem Leopold Museum als Leihgabe zur Verfügung.

Ein Bild gehört eigentlich nicht zur Ausstellung, es dominiert aber still den Raum: Lucien Freud hat 1985 Baron H. H. von Thyssen-Bornemisza sitzend porträtiert. Das Bild ist nur bis Ende des Sommers zu sehen, dann wird es gegen Alexej Jawlenskys Hauptwerk "Kind mit Puppe" ausgetauscht und verschwindet wieder in Francescas Privatgemächern.

Jawlensky ist ein gutes Stichwort, denn es sind die russischen Dekonstruktivisten Alexander Rodchenko, Arthur Segal, Pavel Filonov, Ksenia Ender und Gustav Klucis, die stellvertretend für eine Kunst des Aufbruchs ausgestellt sind. Daneben fanden die französischen Kubisten wie Fernand Léger, André Masson oder Marie Vassilieff Gefallen in den Augen Leopolds. Und zur Expressionisten-Sammlung des Hauses fügen sich gut Noldes "Blumengarten", "Das kleine Haus" von Schmidt-Rottluff oder August Mackes "Spaziergang zu dritt".

Francesca von Habsburg ist bereits die vierte Sammlerin der Familie, in ihrem Palais in der Himmelpfortgasse werden derzeit Video-Arbeiten gezeigt, wie sie sich überhaupt auf Neue Medien spezialisiert hat. Der Urgroßvater hatte einst mit Skulpturen von Auguste Rodin den Sammlervirus in die Welt gesetzt.

Die Ausstellung im 3. Obergeschoß macht Sinn, denn in den Räumen hat Leopold zuvor seine "Heiligen" wie Klimt, Gerstl und Schiele aufgehängt. Dessen Bild "Blinde Mutter" stuft Leopold bei allem Einfluss von Rodin als Schieles erstes "kubistisches" Bild ein.

Ganz unten im Museum, 2. Untergeschoß, beleuchtet - bis 1. Oktober - eine Sonderausstellung den ungewöhnlichen Lebensweg eines Österreichers. Die Schau mit Zeichnungen von Paul Rotterdam aus mehreren Jahrzehnten läuft parallel zu einer Ausstellung im Niederösterreichischen Landesmuseum, wo das malerische Werk Rotterdams gezeigt wird. Paul Zwietnig-Rotterdam , wie er mit vollem Namen heißt, wurde 1939 in Wiener Neustadt geboren und wuchs in der Steiermark auf. Schon 1968 übersiedelte Rotterdam anlässlich eines Lehrauftrages in die USA. Nach langen Jahren in New York samt Lehrtätigkeiten an der Harvard University und einer Karriere als herausragendes Mitglied der "New York School" fand er rund 300 Kilometer außerhalb der Metropole ein Haus, das in der "Einschicht" liegt.

Auf Fotos könnte dieses North Blenheim glatt in der Steiermark liegen, jedenfalls veranlasst die weite Hügellandschaft den Zeichner Rotterdam zu meditativen Arbeiten. Im Leopold Museum sind drei Phasen aus dem Schaffen von Paul Rotterdam zu bewundern. Besonders die flächigen Zeichnungen, oft mit Kreuzform oder Fensterassoziationen, bestechen in ihrer Wirkung.Information: www.leopoldmuseum.org

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