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20.10.2006 - Kultur&Medien / Ausstellung
Kunstlicht: Wörter, die ich nie wieder sagen will
ALMUTH SPIEGLER

U
ngern gebe ich zu: Schlingen sief hat Recht. Der ihm gestern von mir verpasste Titel Berufsprovokateur ist ein überflüssiges Wort. Sogar ein Pleonasmus, denn Kunst muss heute provozieren, um nicht Dekoration zu sein. Also wird "Berufsprovokateur" heute unter Anführungszeichen sowie auf meine No-No-Liste der Kunstwörter gesetzt, wo er neben "Kontext", "Pinselduktus" und "Fäkalkünstler" vergammeln soll.

Apropos "Fäkalkünstler". Mit dieser Beleidigung diskreditierte die Kärntner FPÖ 1998 Cornelius Kolig in einer Kampagne gegen seine Neugestaltung des von Großvater Anton freskierten, von den Nazis zerstörten Landtagssaals. Jetzt wurde Kolig gerade vom damaligen Gegner Martin Strutz, heute Kärntner BZÖ-Kulturlandesrat, für den Landes-Kulturpreis vorgeschlagen. Bekehrung? Nun ja. Strutz folgt "nur" der Empfehlung des Fachbeirats. Was zwei Gedanken zulässt: Er konnte sich an Koligs Namen nicht erinnern. Oder rechnet damit, dass die Landesregierung nächste Woche nicht zustimmt.

B
ewilligen musste jetzt dagegen Salzburgs Bürgermeister ein Bürgerbegehren gegen zeitgenössische Kunst in seiner Stadt. Was ihn ärgert, ist es doch auf dem Mist eines Künstlers, des Schweizers Christoph Büchel, gewachsen, der während des Kontracom-Festivals die Unterschriften-Aktion "Salzburg bleib frei!" startete - als ironische Reaktion auf die lauten Festival-Kritiker.

Doch aus Kunst ist politische Realität geworden, dafür sorgten Büchels "Assistenten", die die nötigen Behördenwege ohne größere Erklärung erledigten. Vom gerade in London Furore machenden Künstler selbst war nichts mehr zu hören. Die 40.000 Euro, die das bürokratische Prozedere kostet, sind für Büchel wohl Peanuts, für die lokale Szene ein Affront. Jedenfalls aber ist diese Provokation eins: arrogant.

almuth.spiegler@diepresse.com

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