Salzburger Nachrichten am 22. November 2005 - Bereich: Kultur
AUSSTELLUNG

Walde in Innsbruck

Martin Walde, geboren 1957 in Innsbruck, tritt nach Längerem wieder mit einer umfassenden Personale in Österreich auf. Ort der Schau ist die Tiroler Landesgalerie im Taxispalais. Dort konkurrieren Themenausstellungen zu zeitnahen, gesellschaftsbezogenen Diskursen mit Werken renommierter Tiroler wie Max Weiler, Eva Schlegel, Heinz Gappmayr oder Peter Kogler. Zu ihnen gehört auch Martin Walde, dessen Ausstellung Ende der Vorwoche eröffnet worden ist (bis 15. Jänner).

Kunstwerke

sind für ihn lustvoll eingesetzte Erneuerungen und Entdeckungen, die verblüffen, stören und verstören sollen zwischen Realität und Bedeutungsebenen. Das lässt die Fotoserie "Enactments" erkennen: Auf Begegnungen mit ungewöhnlichen Schauplätzen und Situationen reagiert Walde mit Fotoschnappschüssen, in die er erst viel später mit dem Stift jene Dinge einbringt, auf die es ihm ankam.

Andere Fotos

zeigen "Phänomene, die ich der Welt entwendet und verändert wieder zurückgegeben habe" (Walde). So winden sich auf einem "Medusenhaupt" gebündelte, schlangengleiche Fische, und blondes "Strangerhair" ringelt sich um Arm und Hand einer Frau.

Verblüffend

ist die Installation "Noff #4": Verpackungsmaterial können die Besucher zu einem Endloskunstwerk verwandeln. Sollte dies wider Erwarten nicht gelingen, ließe sich der Traum vom kreativen Neuling gleich nebenan in einem See aus 160 Kilogramm dahinschmelzendem Stearin ("Melting Compactor") ertränken. Man kann aber auch am dubiosen Tauschhandel um ein geheimnisträchtiges Teeservice teilnehmen. Allerdings nur dann, wenn man als Interessent ein gleich geheimnisvolles Objekt anzubieten hat. Was bis jetzt, wie Walde bedauert, leider noch niemandem geglückt ist. HELGA REICHART