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"documenta": International wie nie

Österreich ist bei der Weltkunstschau spärlich, aber politisch vertreten

Kassel (VN, dpa) Die bevorstehende Weltkunstschau "documenta" in Kassel will sich so international und vielseitig wie noch nie präsentieren.

Bei der Vorstellung der ausgewählten Künstler sagte "documenta"-Chef Okwui Enwezor, die "documenta 11" solle eine "transnationale" Ausstellung unter Einbeziehung sämtlicher Künstlergenerationen und Genres werden. "Kunst ist sehr unterschiedlich und nicht nur in einem Teil der Welt zu Hause." Die westliche Kunst wird damit nicht mehr allein den Ton angeben.

Drei "Österreicher"

Im Gegensatz zur "documenta 10" bei der 1997 dreizehn österreichische Künstler von Catherine David nach Kassel geladen wurden, ist Österreich heuer spärlich vertreten: Einzig Lisl Ponger, Renee Green und Ecke Bonk dürfen für Österreicher "reklamiert" werden. An der Kunstschau vom 8. Juni bis 15. September sollen 118 Künstler und Künstlergruppen aus allen Kontinenten teilnehmen. Die bei den bisherigen "documenta"-Ausstellungen unterrepräsentierten Erdteile Afrika, Asien und Lateinamerika sind dabei mit gut 40 Künstlern vertreten, ein Beitrag kommt aus Australien. Die große Mehrheit stellen mit knapp zwei Dritteln der Teilnehmer jedoch nach wie vor Europäer und Nordamerikaner.

Lisl Ponger wird eine Fotoserie über die VolxTheaterKarawane in Kassel zeigen. Der Grafiker und "Typosoph" Ecke Bonk war bereits auf der "documenta 10" und 1999 im Rahmen des Österreich-Beitrages auf der Kunstbiennale in Venedig vertreten. Die US-Amerikanerin Renee Green hat seit 1997 eine Professur an der Akademie der bildenden Künste in Wien inne.

Ein übergreifendes Kriterium für die Auswahl habe es nicht gegeben, erklärte Enwezor. Vielmehr solle die ganze Bandbreite künstlerischer Arbeiten gezeigt werden. Speziell für die "documenta 11" seien 79 vollkommen neue Kunstprojekte in Arbeit.

Das Begleitprogramm werde vor allem von den Aktivitäten der einzelnen Künstler selbst bestimmt. Etliche würden vor Ort an ihren Kunstwerken arbeiten und auch Symposien, Vorträge und Workshops organisieren.

Zur Eröffnung am 8. Juni soll ein eigens geschriebenes Theaterstück des südafrikanischen Malers William Kentridge aufgeführt werden. Internet: www.documenta.de

"documenta" - Was ist das?

Die "documenta" in Kassel gilt als bedeutendste Ausstellung zeitgenössischer Kunst weltweit.

Sie wurde 1955 vom Arnold Bode aus der Taufe gehoben, der die von den Nationalsozialisten als "entartet" geächteten modernen Kunstwerke in einer gemeinsamen Ausstellung präsentieren wollte.

Seit 1972 findet die Schau im Fünfjahresrhythmus statt und seitdem beruft eine Jury jedes Mal einen Kurator. Bei der zehnten "documenta" 1997 übernahm mit der Französin Catherine David die erste Frau das Ruder. Die von ihr organisierte Ausstellung erreichte mit 631.000 Besuchern einen Rekord und erwirtschaftete einen erheblichen Finanzüberschuss.

Vorarlberger "documenta"-Teilnehmer waren Gottfried Bechtold und Wolfgang Flatz.

Koglers "documenta"-Halle: 1997 war Österreich noch stark dabei.

PERSONALIA

Okwui Enwezor

Der Afroamerikaner Okwui Enwezor (38) ist der erste nicht aus Europa stammende Leiter der "documenta". Der Dichter, Kunstkritiker und Ausstellungsmacher wurde 1963 in Nigeria geboren. 1982 ging er in die USA, um dort Literatur und Politik zu studieren.

Enwezor machte sich zunächst als Lyriker, Literaturkritiker und Essayist einen Namen. Seit 1989 war er als Kurator für Kunstschauen verantwortlich. Unter anderem leitete er 1997 die viel beachtete Biennale in Johannesburg. Die Berufung des temperamentvollen und politisch engagierten Nigerianers zum Leiter der Kasseler Weltkunstschau wurde allgemein als Zeichen für eine Horizont-Erweiterung verstanden.




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