Das Essl Museum in Klosterneuburg zeigt eine Max-Weiler-Schau zum Thema "Die Natur der Malerei"
Chinesische Sprachexperimente
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Zugleich Landschaft und gegenstandslos-abstrakte Malerei: Max Weilers
"Wie eine Landschaft, die grauen Berge" aus dem Jahr 1965, derzeit zu
sehen im Essl Museum Klosterneuburg. Foto: Yvonne Weiler
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Von Brigitte Borchhardt-Birbaumer
Klosterneuburg.
Schon im Studium bei Karl Sterrer an der Wiener Akademie machte der aus
Tirol stammende Max Weiler nach 1930 die erste Bekanntschaft mit der
altchinesischen Malerei. Er ist einer der wichtigsten Maler der
Nachkriegszeit, 1960 war er bereits Vertreter Österreichs auf der
Biennale in Venedig und schon 1961 bekam er den großen österreichischen
Staatspreis, 1964 trat er seine Professur in Wien an.
Doch Weiler erkannte auch sehr schnell und wohl intuitiv, dass die
internationale abstrakte Richtung des "Informel" in der Malerei sich
schon Mitte der sechziger Jahre totgelaufen hatte. Im Gegensatz zu den
Aktionisten wählte er aber nicht die Zerstörung der Leinwand, sondern
ging seinen eigenen Weg.
Diesem Neubeginn Weilers in der 1961 beginnenden Serie "Wie eine
Landschaft" ist die rund 70 Werke umfassende Ausstellung "Die Natur der
Malerei" zum 100. Geburtstag des 2001 verstorbenen Künstlers in den
schönen Oberlicht-Galerien des Museums Essl in Klosterneuburg gewidmet.
Spirituelle und karge Anregungen
Fast schien es, als sei über die Genese seiner Gemälde von der
spirituellen, kargen Anregung durch den Bund "Neuland" vor dem Krieg,
die Entdeckung der Abstraktion in Paris danach, bis zu chinesischen
Einflüssen und jenen aus der Renaissance schon alles gesagt. Nun kommt
aber Neues hinzu durch die "Probierpapiere" des Künstlers, die Margret
Boehm in seinem Atelier entdeckt hat. Der Griff in die Schublade
erweist sich als Waffe gegen die "Schubladisierung" des Malers als
Einzelgänger.
Die Verbindung zum abstrakten Expressionismus – vor allem Clifford
Still, Sam Francis oder auch den "Poeten" Cy Twombly – wird durch das
Vorbild der in der Schau mit präsentierten "Probierblätter" stärker.
Damit wird die Distanz zu seinen österreichischen Malerkollegen größer.
Die US-Amerikaner wollten die Malerei neu erfinden, auch sie blickten
nach China, um sich Neuem zu öffnen, sie löschten Formen und
lackierten. Und die Reflexion über das eigene Tun, den Malprozess,
rückte in den Vordergrund. Eigentlich hat Weiler 1965 in seinen
Tagebüchern
diesen Vorgang beschrieben: "Ich mache ein Naturding. Da ich aber
voller Landschaft bin, wird dieses Ding einer Landschaft ähnlich, wie
eine Landschaft – außer dem existiert nichts."
Was wie eine Landschaft für uns wirkt, ist in Wirklichkeit
gegenstandslos- abstrakte Malerei. Klar, geht es doch auf diese
absichtslos gestalteten Papier zurück, die er von der Palette in ein
"Ready made" wandelte und der Natur des Zufalls sogar den Vorzug
gegenüber dem persönlichen Ausdruck der Handschrift überließ.
Allzu streng sind seine Übertragungen nicht gewesen, aber die
Parallele zu den chinesischen "Gelehrtensteinen" ist eine dazu passende
Entdeckung des Mumok-Direktors und Kurators Edelbert Köb.
Diese kleinen Modelle für die große Natur sind skulpturale Äquivalente zu den Probierpapieren, weil sie die Assoziationen für
Weltlandschaften
gestatten. Zu Weilers kosmologischem Weltbild und seiner Neuschaffung
von Raum durch große Flächen passen sie besser als die alte
Tuschemalerei. Die Regie mit Weilers "Flügelbildern" zum Abschluss
scheint die These zu untermauern.
Weiler als wichtiger Teil der Sammlung Essl
Museumsgründer Karlheinz Essl selbst zählt Max Weiler zu den größten
Künstlerpersönlichkeiten des Landes, der – mit 50 Bildern – einen
wichtigen Stellenwert in der Sammlung Essl einnimmt. Die Schau selbst
setzt sich daher vor allem aus eigenen Beständen der Sammlung zusammen,
ergänzt um private und öffentliche Leihgaben. Zur Ausstellung erscheint
ein 160 Seiten starker Katalog.
Im Weiler-Gedenkjahr 2010 wird der Künstler ab Juni auch mit einer Ausstellung im Tiroler Landesmuseum gewürdigt.
Ausstellung
Max Weilerx (1910-2001)
Die Natur der Malerei
Edelbert Köb (Kurator)
Essl Museum Klosterneuburg
Tel. 02243/370 50-150
bis 29. August 2010
http://www.essl.museum
Printausgabe vom Freitag, 19. März 2010
Online seit: Donnerstag, 18. März 2010 18:11:00
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